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Die Juden und das Dritte Reich

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Frankreich besaß sehr viel Eisenerz in jenem Teil Lothringens, der dem Lande<br />

nach 1871 verblieb. Hier wurde immer mehr Erz gefördert, <strong>das</strong> aber exportiert<br />

werden musste, weil der zur Verarbeitung erforderliche Koks nicht zur<br />

Verfügung stand. 1913 war Frankreich der größte Eisenerzexporteur der Welt.<br />

Dadurch war es mit Hinblick auf die modernen Gr<strong>und</strong>industrien, im<br />

Vergleich zu England, Deutschland <strong>und</strong> Amerika, nur ein simpler<br />

Rohstofflieferant, eine einfache Kolonie. Durch den Friedensvertrag von 1919<br />

verdoppelte sich der französische <strong>Reich</strong>tum an Erzen. Sollte es sich nun<br />

trotzdem weiterhin auf die Rolle eines einfachen Rohstoffexporteurs<br />

beschränken? Oder würden seine Kapitalisten den einträglicheren Weg<br />

beschreiten <strong>und</strong> die Erze im Lande selbst zu Eisen verarbeiten? <strong>Die</strong><br />

Beantwortung dieser Frage hing vollkommen davon ab, welche Menge Kohle<br />

Frankreich zur Verfügung stand. Und diese Tatsache hatte zur Folge, <strong>das</strong>s<br />

eine neue imperialistische Welle über Europa hinwegfegte. <strong>Die</strong>ser neue<br />

Imperialismus führte wieder zur Wegnahme von Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden <strong>und</strong> zur<br />

Ausbeutung der dortigen Bodenschätze - oder wenigstens zu dem Versuch<br />

einer Ausbeutung - ohne jede Rücksicht auf den Willen der dort lebenden<br />

Menschen.<br />

Der Vertrag von Versailles hatte Frankreich die Kohlengruben der Saar<br />

gegeben. Aber <strong>das</strong> Saarland erzeugte nur 15 Prozent der Koksmengen, die<br />

Deutschland zur Aufarbeitung der lothringischen Erze verbrauchte. <strong>Die</strong><br />

Hauptmenge, etwa zwei <strong>Dritte</strong>l, kam von der Ruhr. Und diese Überlegung<br />

brachte die Herren der französischen Metallindustrie dazu, <strong>das</strong> Ruhrgebiet zu<br />

besetzen. Man braucht eben mehrere Tonnen Kohle um eine einzige Tonne<br />

Eisenerz zu verarbeiten. Es ist daher wirtschaftlicher, <strong>das</strong> Erz zur Kohle zu<br />

transportieren als umgekehrt. Das lothringische Erz war fast wertlos ohne den<br />

Koks der Ruhr. <strong>Die</strong> beiden Landstriche sind durch zahlreiche billige<br />

Transportwege, durch Straßen <strong>und</strong> Kanäle verb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong> politische Grenze,<br />

die sie trennte, war ein Anachronismus. Für seinen Einmarsch ins Ruhrgebiet<br />

brachte Frankreich als Entschuldigung vor, es müsse Druck auf Deutschland<br />

ausüben, damit die Reparationen geleistet würden. Aber um die Besetzung<br />

dauerhaft zu machen, brauchte man offensichtlich eine dauerhaftere<br />

Begründung. Daher stammte dann der Plan, eine Rheinrepublik zu gründen,<br />

einen "unabhängigen" Pufferstaat, der in Wahrheit ebenso unabhängig von<br />

Frankreich gewesen wäre wie es die Republik Panama von den USA sein<br />

kann. Als Besitzer der lothringischen Erze <strong>und</strong> des Ruhrkokses wären dann<br />

die französischen Eisenindustriellen die wahren Sieger des großen Krieges<br />

gewesen.<br />

Der Plan ließ sich aber nicht verwirklichen. England <strong>und</strong> Amerika, die letzten<br />

B<strong>und</strong>esgenossen Frankreichs, waren nicht bereit, einen so großen Teil der<br />

Siegesbeute in die Hände der französischen Schwerindustrie übergehen zu<br />

lassen. Sie schritten ein <strong>und</strong> legten Deutschland jenes wirtschaftliche Joch<br />

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