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Die Juden und das Dritte Reich

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Am 10. April 1961 hatte "France-Soir" keine Bedenken, unter dem Titel "<strong>Die</strong>ser<br />

Prozess ist ein Fehler" aus der Feder eines gewissen Alain Guinay folgende<br />

Ausführungen zu veröffentlichen:<br />

"Es gibt Leute, die den ganzen Prozess für einen Fehler halten. Weit davon<br />

entfernt, den Antisemitismus in der Welt mit der Wurzel auszurotten, wird<br />

er nur neue Flammen anfachen; weit davon entfernt, der israelischen<br />

Jugend die Tragödie ihrer Väter nahe zu bringen, drängt er diese<br />

kämpferische Jugend dazu, sich nicht mit jenen 6 Millionen Menschen, die<br />

größtenteils starben ohne sich zu verteidigen, solidarisch zu fühlen. Man<br />

fürchtet außerdem, <strong>das</strong>s sich der Prozess auf die Beziehungen zwischen<br />

Israel <strong>und</strong> Großbritannien, vielleicht sogar den Vereinigten Staaten,<br />

schädlich auswirken könnte, wenn erklärt wird - wie eben von Ben Gurion<br />

- <strong>das</strong>s weder London noch Washington etwas zur Rettung dieser Millionen<br />

von Menschen unternommen haben, die sie hätten retten können."<br />

Wir haben gesehen (vgl. S. 42) wie Ben Gurion beim Versuch, England <strong>und</strong> die<br />

Vereinigten Staaten in <strong>das</strong> gegen Deutschland gerichtete Erpressungsmanöver<br />

einzubeziehen, gescheitert ist.<br />

Der Prozess ist zu Ende, Eichmann ist verurteilt, aber "<strong>das</strong> ungute Gefühl" bleibt<br />

bei allen Leuten zurück. 70 <strong>Die</strong> von "France Soir" befürchteten antisemitischen<br />

Aktionen nehmen Gestalt an <strong>und</strong> mehren sich. Ein Bumerang? Vielleicht!<br />

________________<br />

70 "<strong>Die</strong> Endlösung" des Falles Eichmann lässt trotz der unangreifbaren Korrektheit des Verfahrens <strong>und</strong> des<br />

ausgesprochenen Urteils ein ungutes Gefühl zurück ... Kein anständiger Deutscher zweifelt daran, <strong>das</strong>s Eichmann den<br />

Tod verdient bat. Dass er ihn erleiden muss, scheint aber Männer von Geist <strong>und</strong> Gewissen nicht zu befriedigen". So<br />

formulierte 'Le Monde' (16. 12. 61) ihre Meinung <strong>und</strong> sagt, <strong>das</strong>s diese Auffassung auch in der deutschen Öffentlichkeit<br />

sehr verbreitet ist. <strong>Die</strong> Kommentare zum Urteil in der französischen <strong>und</strong> schweizerischen Presse haben im<br />

Allgemeinen den gleichen Ton. Aus Argentinien dagegen berichtete ein Presse-Telegramm:<br />

"<strong>Die</strong> Verurteilung Eichmanns hat in Regierungskreisen, bei den Juristen <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit lebhafte Reaktion<br />

hervorgerufen. Man weiß, <strong>das</strong>s der Israelische Gesandte nach der Entführung Eichmanns aus Buenos Aires durch ein<br />

Israelisches Sonderkommando im Mai 1960 zur 'persona non grata' erklärt wurde <strong>und</strong> <strong>das</strong>s Argentinien vor der UNO<br />

eine Debatte wegen Verletzung des Gebietes <strong>und</strong> der Souveränität Argentiniens beantragte. <strong>Die</strong> Verurteilung<br />

Eichmanns hat in Regierungskreisen überrascht. Man erinnert daran, <strong>das</strong>s die rechtliche, durch den Richter Leopoldo<br />

Insaurralde eingeleitete Voruntersuchung über die Begleitumstände der Entführung ihren Lauf nimmt <strong>und</strong> <strong>das</strong>s der<br />

Generalstaatsanwalt Francisco d'Albora die argentinische Botschaft in Israel ersuchte, die Auslieferung Eichmanns zu<br />

verlangen - trotz der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Israel seit 1960. <strong>Die</strong> Juristen bestreiten die<br />

Legalität der israelischen Rechtsprechung <strong>und</strong> bemerken, <strong>das</strong>s Eichmann durch ein Gericht des Landes, in dem die<br />

Verbrechen begangen worden sind oder durch ein internationales Tribunal gerichtet werden müsste." Seitdem hat<br />

Argentinien andere, wichtigere Sorgen gehabt. Aber es wäre eine unbegründete Spekulation, wenn man behaupten<br />

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