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Die Juden und das Dritte Reich

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verhandeln, bevor er die Erlaubnis bekam, zwei Armeen in der Ukraine<br />

auszuheben) mussten die <strong>Die</strong>nststellen Sauckels, die dort mit der Anwerbung<br />

von Arbeitskräften beauftragt waren, wahre Menschenjagden veranstalten. Und<br />

<strong>das</strong> gleiche galt für den Westen, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Als der<br />

sowjetische Staatsanwalt Alexandrow am 31. Mai 1946 in Nürnberg den<br />

Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz Sauckel verhörte, erklärte<br />

dieser, <strong>das</strong>s sich unter den 30 Millionen ständig in der deutschen<br />

Kriegswirtschaft beschäftigten Personen zu keiner Zeit mehr als 5 Millionen<br />

Fremdarbeiter bef<strong>und</strong>en hatten (ohne die Kriegsgefangenen <strong>und</strong><br />

Konzentrationslagerinsassen). Am Tage vorher hatte er 10 Millionen zugeben<br />

sollen, aber diese Ziffer hatte er nur unter der Bedingung akzeptiert, <strong>das</strong>s in ihr<br />

die Kriegsgefangenen mit eingeschlossen sein sollten. Da sichere Unterlagen<br />

fehlen, riskiert man nichts, wenn man annimmt, <strong>das</strong>s der Ankläger mit Absicht<br />

übertrieb, während der Angeklagte Interesse hatte, die Zahl zu verkleinern.<br />

Wenn wir selbst eine ungefähre Schätzung machen <strong>und</strong> dabei die<br />

Konzentrationslagerinsassen berücksichtigen, dann möchten wir sagen, <strong>das</strong>s es<br />

zu einer gegebenen Zeit in Deutschland zwischen 12 <strong>und</strong> 13 Millionen<br />

Fremdarbeiter gegeben hat, d. h. etwas mehr als 10 <strong>und</strong> etwas weniger als die<br />

Hälfte der gesamten Arbeitskräfte. Mit dieser Schätzung liegen wir<br />

höchstwahrscheinlich nicht weit von der Wirklichkeit. Das war schon<br />

außerordentlich viel, aber entsprach doch bei weitem nicht Hitlers Hoffnungen<br />

<strong>und</strong> den vorhandenen Möglichkeiten.<br />

Eine weitere Unannehmlichkeit: Zur nicht genügenden Zahl kam die<br />

ungenügende Qualität. <strong>Die</strong>se von überall her zusammengerafften Arbeitskräfte<br />

waren keine gelernten Arbeiter <strong>und</strong> es war nicht möglich, aus ihnen eine<br />

ausreichende Anzahl Spezialisten zu gewinnen um jene zu ersetzen, die infolge<br />

des Menschenbedarfs der Front fehlten. Was schließlich die Produktion angeht,<br />

so war die Leistung der Kriegsgefangenen im großen <strong>und</strong> ganzen zwar nicht<br />

sehr weit von der Norm entfernt aber doch unterdurchschnittlich; die Leistung<br />

der Zwangsarbeiter, die außerdem noch den Polizeimaßnahmen Himmlers<br />

ausgesetzt waren, war sehr gering - <strong>und</strong> die Leistung der KZ-Insassen, die unter<br />

schauderhaften Bedingungen lebten, war fast gleich Null. Dazu kam noch die<br />

Sabotage ...<br />

Einerseits also wurde Sauckels Aufgabe zu einem halben Misserfolg,<br />

andererseits leistete ein so bedeutender Teil der Arbeiter sehr wenig, - sei es,<br />

weil es sich nicht um qualifizierte Kräfte handelte, sei es, weil <strong>das</strong> Regime die<br />

Menschen unter solchen Bedingungen leben ließ, <strong>das</strong>s sie einfach nicht viel<br />

leisten konnten, sei es, <strong>das</strong>s sie aus verständlichen Gründen zur Sabotage<br />

neigten. Angesichts dieser schweren Behinderungen war es klar, <strong>das</strong>s man jede<br />

Hoffnung abschreiben musste, jemals solche Menschenmassen für die Front<br />

freizumachen <strong>und</strong> solche Produktionszahlen zu erzielen, wie es so gewaltige<br />

militärische Operationen erforderten. Ein weiterer Gr<strong>und</strong>, warum sich diese<br />

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