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Die Juden und das Dritte Reich

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Baltischen Staaten hatte alle <strong>Juden</strong> dieser Länder unter sowjetische Kontrolle<br />

gebracht. <strong>Die</strong> polnischen <strong>Juden</strong> flohen bis zur Einnahme von Warschau<br />

ebenfalls vor den deutschen Truppen <strong>und</strong> suchten z. T. auf russischer Seite, z. T.<br />

in Ungarn Schutz.<br />

Während sich die deutschen <strong>und</strong> russischen Truppen diesseits <strong>und</strong> jenseits der<br />

polnischen Demarkationslinie, die durch den deutsch-sowjetischen Pakt<br />

festgelegt war, einrichteten, pflegte man deutscherseits sogar <strong>Juden</strong> aus der<br />

deutschen Zone den Russen zu übergeben, was von zwei polnischen Zeugen,<br />

Zwi Patcher <strong>und</strong> Yakov Goldfine, bestätigt wird. Der erste von ihnen erklärte<br />

am 1. Mai 1961 vor dem Jerusalemer Eichmann-Gericht:<br />

"Man hatte uns all unser Geld <strong>und</strong> alle Wertgegenstände geraubt. Dann<br />

wurden wir in Vierer-Kolonnen nach Osten dirigiert. Es war Dezember. Es<br />

war kalt, es regnete <strong>und</strong> wir zitterten vor Kälte. Wenn einer von uns vor<br />

Ermüdung hinfiel, wurde er beiseite geführt <strong>und</strong> ein Pistolenschuss machte<br />

seinen Leiden ein Ende. Den andern war es verboten, sich umzuschauen,<br />

sonst wurden auch sie erschossen. Nach drei Tagesmärschen war unsere<br />

unglückselige Gruppe sehr zusammengeschmolzen. Wir langten an der<br />

Grenze der sowjetischen Besatzungszone in Polen an. Unsere Henker<br />

hatten uns befohlen, die Hände auf den Kopf zu legen <strong>und</strong> 'Es lebe Stalin'<br />

zu rufen. Aber die russischen Wachen trieben uns nichtsdestoweniger in<br />

ein deutsches Gebäude wo man uns endlich uns selbst überließ. Während<br />

der Nacht überschritten wir die Grenze <strong>und</strong> erreichten ein kleines jüdisches<br />

Dorf in der russischen Zone, in dem uns unsere jüdischen<br />

Glaubensgenossen beherbergten."<br />

("Le Figaro", Paris 20. 5. 1961).<br />

Der zweite gab eine ähnliche Erklärung ab.<br />

Es ist klar, <strong>das</strong>s man die Zahl der vor den deutschen Konzentrationslagern durch<br />

Flucht oder durch Auslieferung nach Russland geretteten <strong>Juden</strong> nicht genau<br />

angeben kann, aus dem Gesagten kann man nur schließen, <strong>das</strong>s sie recht hoch<br />

war.<br />

Dann gab es aber auch noch Leute, die Hitler nicht liebten, aber von Stalin<br />

ebenso wenig erbaut waren. Sie flohen in <strong>das</strong> damals nicht besetzte Ungarn, wo<br />

der <strong>Reich</strong>sverweser Horthy laut Joel Brand bis zur Ankunft der Deutschen am<br />

19. März 1944 gegenüber den <strong>Juden</strong> eine liberale Politik betrieb. In seinem<br />

"Bericht des jüdischen Rettungskomitee aus Budapest" schreibt Dr. Reszö<br />

Kasztner, <strong>das</strong>s "die Besetzung Ungarns durch die Deutschen <strong>das</strong> Todesurteil für<br />

die nahezu 800.000 Seelen zählende ungarische <strong>Juden</strong>heit brachte." Hieraus<br />

kann man durch Vergleiche mit den Statistiken vor der Hitler-Ära schließen,<br />

<strong>das</strong>s ungefähr 500.000 dieser <strong>Juden</strong> erst seit kurzer Zeit dort lebten. Woher<br />

waren sie gekommen? Aus Osterreich (1938), dann aus der Tschechoslowakei<br />

<strong>und</strong> aus Polen (1939). Während dieser düsteren Jahre bis zum 19. März 1944<br />

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