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Die Juden und das Dritte Reich

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Aber auch die Untergebenen sind jetzt Opfer. Ich bin ein solches Opfer,<br />

dies kann nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Man sagt, ich hätte den Gehorsam verweigern können <strong>und</strong> müssen. Das ist<br />

eine nachträgliche Betrachtung. Unter den damaligen Verhältnissen war ein<br />

solches Verhalten nicht möglich. Es hat sich auch niemand so verhalten.<br />

Ich weiß aus Erfahrung, <strong>das</strong>s die ausschließlich nach dem Kriege<br />

behauptete Möglichkeit, sich dem Befehl zu widersetzen, ein<br />

Schutzmärchen ist.<br />

Heimlich davonstehlen konnten sich Einzelne. Ich habe aber nicht zu denen<br />

gehört, die dies für zulässig hielten.<br />

Es ist ein großer Irrtum, <strong>das</strong>s ich zu den Fanatikern in der <strong>Juden</strong>verfolgung<br />

gehört hätte.<br />

Es hat mich in der ganzen Nachkriegszeit gequält <strong>und</strong> empört, <strong>das</strong>s alle<br />

Schuld von meinen Vorgesetzten <strong>und</strong> anderen auf mich abgewälzt wurde.<br />

Ich habe tatsächlich keine Äußerungen getan, die für meinen Fanatismus<br />

sprechen könnten <strong>und</strong> Blutschuld liegt nicht auf mir. <strong>Die</strong> Zeugen haben da<br />

eine große Unwahrheit gesagt.<br />

<strong>Die</strong> Zusammenstellung von Äußerungen <strong>und</strong> Dokumenten durch <strong>das</strong><br />

Gericht wirkt zunächst sehr überzeugend, sie ist aber trügerisch.<br />

Ich werde versuchen, diese Irrtümer in der nächsten Instanz aufzuklären.<br />

Niemand ist an mich herangetreten <strong>und</strong> hat mir Vorhaltungen gemacht<br />

wegen meiner Amtstätigkeit. <strong>Die</strong>s behauptet selbst der Zeuge Propst<br />

Grüber nicht von sich. Er kam zu mir <strong>und</strong> wünschte nur Erleichterung,<br />

ohne sich gegen meine Amtstätigkeit selbst zu wenden. Er bestätigt hier<br />

vor Gericht, <strong>das</strong>s ich ihn nicht zurückwies, sondern ihm nur erklärte, <strong>das</strong>s<br />

ich die Entscheidung meiner Vorgesetzten einholen müsse, da ich selbst<br />

nicht entscheiden könne.<br />

Der im Verfahren genannte Ministerialdirektor Loesener war <strong>Juden</strong>referent<br />

im <strong>Reich</strong>sministerium des Innern. Er ist verstorben. Er hat in seiner erst<br />

kürzlich erschienenen nachträglichen Rechtfertigungsschrift zugegeben,<br />

<strong>das</strong>s er von den Gräueln wusste <strong>und</strong> dies auch seinem Vorgesetzten<br />

mitteilte. Man muss annehmen, <strong>das</strong>s alle Personen im Ministerium des<br />

Innern auf diese Weise Kenntnis erhielten. Aber niemand trat gegen meine<br />

Vorgesetzten auf. Der Ministerialdirektor Loesener ging schweigend in die<br />

stille Opposition <strong>und</strong> diente seinem Führer als gut bezahlter Richter im<br />

<strong>Reich</strong>sverwaltungsgericht. So sieht Zivilcourage eines Prominenten aus.<br />

In dem 1950 niedergeschriebenen Bericht stellt Loesener Betrachtungen<br />

über mich an, wonach ich eine Hauptfigur in der <strong>Juden</strong>verfolgung sein soll.<br />

Es sind aber Gefühlsausbrüche, ohne Angaben von Tatsachen, worauf die<br />

Vermutungen beruhen. Bei anderen Zeugen ist es ähnlich.<br />

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