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Die Juden und das Dritte Reich

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Doch da gab es Unterschiede! <strong>Die</strong>se Sachlage zwingt den Vorsitzenden zur<br />

Vorsicht.<br />

Bei Vernehmung der Angeklagten zur Sache fragte er sie zum Beispiel nicht, ob<br />

sie Millionen von <strong>Juden</strong> in die Gaskammern geschickt haben, oder ob sie an<br />

Vernichtungsaktionen teilgenommen haben, sondern nur ob sie Befehle zu<br />

Selektionen gegeben oder an solchen teilgenommen hätten. <strong>Die</strong> Antwort war<br />

unvermeidlich: Ja.<br />

In Verfolg der weiteren Vernehmung stellte man jedoch fest, <strong>das</strong>s keiner von<br />

ihnen wusste, <strong>das</strong>s es in Auschwitz Gaskammern gab <strong>und</strong> <strong>das</strong>s es Zweck der<br />

Selektionen war, die <strong>Juden</strong> dorthin zu schicken. Und <strong>das</strong> aus guten Gründen!<br />

<strong>Die</strong> Selektionen wurden vorgenommen, um die kranken Arbeitsunfähigen von<br />

den ges<strong>und</strong>en Einsatzfähigen zu trennen. <strong>Die</strong> ersteren wurden in für sie<br />

bestimmte Sonderlager geschafft. <strong>Die</strong>s ergibt sich aus der Vernehmung von<br />

Robert Mulka (heute eine der größten Export-Import-Firmen in Hamburg) <strong>und</strong><br />

von Höcker. Beide waren Gehilfen, der eine beim ersten Kommandanten des<br />

Lagers, Hoess (in Auschwitz von den Polen am 4. April 1947 gehenkt), der<br />

andere beim zweiten, Baer (gestorben im Lauf der Untersuchung).<br />

Insgesamt haben sie Leute ausgesucht, die in besondere Lager geschickt werden<br />

mussten (z. B. Bergen-Belsen). Über die Behandlung dieser Leute wissen sie<br />

nichts. Das ist gut möglich, obwohl sie der SS angehört haben, die <strong>das</strong> Lager<br />

bewachte <strong>und</strong> über die sie <strong>das</strong> Kommando hatten. Aber sie waren am<br />

Lagereingang <strong>und</strong> wussten nicht, was im Innern vor sich ging - dies gilt<br />

wenigstens für die beiden - oder sie versicherten überdies, <strong>das</strong>s sie nie einen Fuß<br />

bewegen brauchten, da ihnen keine bösen Zwischenfälle gemeldet wurden, was<br />

auch möglich war. Man muss eben bei dem bestehenden allgemeinen Aufbau<br />

der Konzentrationslager zwei Lagerarten unterscheiden: <strong>das</strong>jenige der SS-<br />

Wache am Eingang <strong>und</strong> <strong>das</strong>jenige der Häftlinge. Wir haben eine Erklärung des<br />

großen Nazifressers (nachträglich) Eugen Kogon vorliegen, der auch deportiert<br />

wurde <strong>und</strong> der in offiziellen Kreisen schlechthin als Spezialist für<br />

Konzentrationslager gilt: "<strong>Die</strong> SS-Wache am Lagereingang (Seite 275 seines<br />

Buches "<strong>Die</strong> organisierte Hölle") wusste nicht, was hinter dem Stacheldraht<br />

wirklich passierte". Man muss wissen, <strong>das</strong>s alle Konzentrationslager unter der<br />

Selbstverwaltung der Häftlinge standen.<br />

Des Weiteren fußt die Anklage bezüglich des Lagers Auschwitz auf die<br />

Entdeckung von Rechnungen für ein tödliches Gas, <strong>das</strong> Cyclon B. Aber Cyclon<br />

B war von den NS-<strong>Die</strong>nststellen nicht vorgesehen, um damit Leute zu ersticken.<br />

Es war ein Insektizid, <strong>das</strong> seit 1924 in der deutschen Wehrmacht im Gebrauch<br />

war. Während des II. Weltkriegs wurde es nicht nur in der Wehrmacht, sondern<br />

auch bei den Ges<strong>und</strong>heitsdienststellen des III. <strong>Reich</strong>s <strong>und</strong> in allen<br />

Konzentrationslagern verwendet. In Nürnberg hatte man am 30. Januar 1946 den<br />

Angeklagten zwei Rechnungen über dieses Gas vom 30. Mai 1944 vorgehalten,<br />

die eine für Auschwitz, die andere für Oranienburg. In Oranienburg gab es<br />

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