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Die Juden und das Dritte Reich

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Anlage 3 - DAS DOKUMENT KASZTNER<br />

Im Absatz D (Verbrechen gegen die Menschlichkeit) des 2. Kapitels des<br />

vorliegenden Buches ist von diesem Dokument die Rede (Bericht des Dr. Rezso<br />

Kasztner, der von 1942 bis 1945 Vorsitzender des Budapester Komitees zur<br />

Rettung der <strong>Juden</strong> war). In diesem Bericht wird die Deportation der ungarischen<br />

<strong>Juden</strong> (1944) in allen Einzelheiten geschildert. Er wurde von dem Anwalt des<br />

Standartenführers Kurt Becher zur Entlastung seines Klienten in einem der<br />

dreizehn Nürnberger Prozesse vorgelegt.<br />

Der Bericht entlastete Kurt Becher - der, wie es scheint, ein Vorgesetzter<br />

Eichmanns gewesen ist (Eichmann war ja nur Obersturmbannführer), die<br />

entscheidende Figur für die ganzen Deportationen aus Ungarn, <strong>und</strong> derjenige der<br />

gegenüber Himmler die ganze Verantwortung dafür trug - kurz, dieser Bericht<br />

bedeutete eine solche Entlastung für Becher, <strong>das</strong>s er nicht angeklagt wurde.<br />

Dr. Kasztner, ein überzeugter Zionist, ließ sich sofort nach dem Kriege in Israel<br />

nieder <strong>und</strong> gewann dort sehr bald großen Einfluss in der Mapai, der Partei Ben<br />

Gurions. 1954 wurde Dr. Kasztner als Präsident des Budapester Komitees unter<br />

der deutschen Besetzung, von einem anderen nach Israel emigrierten Ungarn,<br />

der dort als Journalist für die konservativ-religiöse Partei tätig war, angeklagt.<br />

<strong>Die</strong>ser Journalist (der übrigens von allen anderen Parteien in Israel als "Faschist"<br />

bezeichnet wird, dem man Beziehungen zu den neofaschistischen Parteien<br />

nachsagt) behauptete, Dr. Kasztner habe sich dem Nationalsozialismus verkauft<br />

<strong>und</strong> hätte seine Familie dadurch retten können, <strong>das</strong>s er sie nach Bergen-Belsen<br />

schicken ließ (war man dann also gerettet, wenn man nach Bergen-Belsen<br />

geschickt wurde? Wie war es doch mit den dortigen Gaskammern?) Dr.<br />

Kasztner hätte Menschen der Gestapo ausgeliefert <strong>und</strong> außerdem mit ihnen die<br />

Wertsachen geteilt, die den deportierten <strong>Juden</strong> weggenommen worden seien ...<br />

usw., usw. Und weil Dr. Kasztners Bericht über die Tätigkeit des Budapester<br />

Komitees zur Entlastung Bechers vorgelegt worden ist, woraufhin letzterer dann<br />

auch freikam, behauptete der Journalist außerdem, Dr. Kasztner hätte "einen<br />

Kriegsverbrecher, mit dem er Geschäfte getätigt hatte", entnazifizieren lassen.<br />

Dr. Kasztner erhob Anklage wegen Verleumdung. Der Prozess fand 1955 in<br />

Jerusalem statt <strong>und</strong> nahm einen ungeahnten Umfang an: 73 Sitzungen, 2000<br />

Seiten Gerichtsprotokolle - <strong>das</strong> ganze Land in Aufregung, die Parteien<br />

bekämpften sich bis aufs Blut, die Gr<strong>und</strong>lagen des Staates wurden in Frage<br />

gestellt. In seinem Urteil gab <strong>das</strong> Gericht dem Journalisten Recht bis auf einen<br />

Punkt <strong>und</strong> sprach ihn frei. <strong>Die</strong> einzige Anschuldigung gegen Dr. Kasztner, die<br />

nicht für begründet erklärt wurde, war, <strong>das</strong>s er sich mit den Nationalsozialisten<br />

in den geraubten Besitz der Opfer geteilt hätte. Das war die Verurteilung<br />

Kasztners <strong>und</strong> seine Partei, die Ben Gurions verlor an Ansehen: bei den<br />

folgenden Kammerwahlen büßte sie eine beträchtliche Anzahl Stimmen <strong>und</strong><br />

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