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Die Juden und das Dritte Reich

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Parteiführer, wie alle Jahre, zur Feier des Putsches von 1923 in München<br />

versammelt. Spät abends wurde Goebbels telefonisch davon unterrichtet, <strong>das</strong>s<br />

ernste antisemitische Demonstrationen in der Provinz Hessen, in Magdeburg<br />

<strong>und</strong> fast überall in Deutschland stattfanden. Nach einem kurzen Gespräch des<br />

Führers mit den Hauptwürdenträgern der Partei wurde um 1.20 Uhr nachts von<br />

Heydrich ein Telegramm an alle deutschen Polizeistationen gesandt (Dokument<br />

PS 3051, IMT. Bd. XXXI. S. 515ff.):<br />

________________<br />

48 Plünderung <strong>und</strong> Zerstörung von 815 Läden, 171 Häusern, 276 Synagogen, 14 weiteren Gebäuden der jüdischen<br />

Gemeinden, Festnahme von 20.000 <strong>Juden</strong>, 7 Ariern, 3 Ausländern, 36 Tote, 36 Verw<strong>und</strong>ete (Bericht Heydrichs an<br />

Göring vom 11. November 1938. IMT Band IX, S. 577, von Göring <strong>und</strong> allen anderen betroffenen Angeklagten als<br />

echt anerkanntes Dokument).<br />

Allen Polizeikommissaren wurde befohlen, sich sofort mit den örtlichen<br />

Parteidienststellen in Verbindung zu setzen, damit die <strong>Juden</strong> nicht mehr belästigt<br />

würden, ihr Leben <strong>und</strong> Eigentum nicht mehr bedroht, ihreLäden <strong>und</strong><br />

Wohnungen nicht mehr geplündert würden usw., - <strong>das</strong>s also Ruhe <strong>und</strong> Ordnung<br />

wieder einzukehren habe.<br />

<strong>Die</strong>ses Telegramm wurde abgesandt, um die unerwarteten Demonstrationen zu<br />

beenden. Gleichzeitig wurden damit auch gegen die Urheber gerichtliche<br />

Schritte eingeleitet, aus dem einfachen Gr<strong>und</strong>e, da solche Aktionen ebenso<br />

wenig mit dem Geist des Nationalsozialismus wie mit dem Regierungssystem zu<br />

vereinbaren waren. <strong>Die</strong>ses Telegramm wurde dann von Richter Jackson<br />

persönlich in der Eröffnungssitzung des Nürnberger Gerichts in der folgenden<br />

Form präsentiert:<br />

"Der Feldzug gegen die <strong>Juden</strong> in Deutschland steigerte sich zu besonderer<br />

Heftigkeit nach der Ermordung des deutschen Legationssekretärs vom Rath<br />

in Paris. Heydrich, der Chef der Geheimen Staatspolizei, gab über den<br />

Fernschreiber an alle <strong>Die</strong>nststellen der Gestapo <strong>und</strong> des SD Anweisung<br />

'spontane' Demonstrationen, die für die Nächte des 9. <strong>und</strong> 10. November 49<br />

1938 zu erwarten seien, so zu handhaben, <strong>das</strong>s die Zerstörung jüdischen<br />

Eigentums begünstigt <strong>und</strong> nur deutscher Besitz geschützt werde. Kein<br />

zynischeres Dokument ist je ans Licht gekommen!" (IMT Bd. II S. 143).<br />

So werden Legenden geboren ...<br />

Aber die "Kristallnacht" war nicht die einzige Folge der Ermordung vom Raths:<br />

Wegen der Schwere der Unruhen, deren Wiederholung man unbedingt<br />

vermeiden wollte, ergab sich für die Führer des <strong>Dritte</strong>n <strong>Reich</strong>s die<br />

Notwendigkeit, <strong>das</strong> <strong>Juden</strong>problem in seiner Gesamtheit zu lösen. Da sich in den<br />

fünf Jahren seit 1933 keine Ansätze zu einer Lösung ergeben hatten, verwendete<br />

man von 1938 an zur Kennzeichnung der neuen Linie den Ausdruck "die<br />

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