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Die Juden und das Dritte Reich

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<strong>das</strong>s "wenn man keine Lebensmittel stahl, man nicht mehr als vier Monate<br />

durchhalten konnte" ...<br />

Wenn man jetzt <strong>das</strong> Protokoll des Prozesses von Nürnberg heranzieht, so sieht<br />

man (Tome VI, Seite 211-237), <strong>das</strong>s auch dort eine Frau Vaillant-Couturier, geb.<br />

Vogel, als Krankenschwester im Spital ebenso wie die Genannten zwei Jahre<br />

durchgehalten hat.<br />

Was meinen zweiten Zeugen betrifft, so ist Dr. Münch am 4. März erschienen,<br />

um vor den Schranken des Gerichts <strong>das</strong> zu bekräftigen, was schon Hermann<br />

Langbein am 27. Februar gesagt hat, nachdem er es am 26. Januar in der FAZ<br />

geschrieben hatte. Und Dr. Münch war noch ausführlicher:<br />

"Um <strong>das</strong> menschliche Leben zu erhalten, braucht man im Zustand völliger<br />

Ruhe in 24 St<strong>und</strong>en 1500 Kalorien. Jede Art Betätigung fordert 300<br />

Kalorien mehr. Der Mehrbedarf wächst rasch mit der Härte der Arbeit, so<br />

<strong>das</strong>s ein guter Arbeiter etwa 4000-5000 Kalorien täglich braucht" (zitiert<br />

von Leon Poliakow in seinem Buch "Auschwitz", Seite 202). Etwas weiter<br />

(a.a.O. Seite 214-215) sagt er "die <strong>Die</strong>be unter den Häftlingen stellten 25%<br />

der Lagerinsassen dar" <strong>und</strong> er bezeichnet sie als "leichte Arbeiter" oder als<br />

"alte Häftlinge". Dr. Wellers vom C.N.R.S. Paris bezeichnet sie als<br />

"Stamm" (a.a.O. Seite 200).<br />

"Stamm" ... "alte Häftlinge" ... "leichte Arbeiter", es ist alles <strong>das</strong> gleiche, wenn<br />

man es richtig verstehen will, nämlich <strong>das</strong>s die "alten Häftlinge", <strong>das</strong> heißt in<br />

allen Lagern diejenigen, die zuerst eintrafen, sich herausnahmen, der "Stamm"<br />

zu sein. Sie beanspruchten daher für sich die leichtesten Arbeiten oder gar keine.<br />

Da die ersten Eingelieferten in allen Lagern Kommunisten waren, so bestand<br />

also der "Stamm" aus Kommunisten <strong>und</strong> hatte daher in jedem Lager <strong>das</strong><br />

unbegrenzte Vorrecht, die Verwaltung <strong>und</strong> die Polizei zu führen.<br />

Man wird also nachstehende Folgerung ziehen müssen: Wenn in einer<br />

Gemeinschaft, in der jeder Anspruch auf 1500 Kalorien pro Tag hat, 25% der<br />

Angehörigen, die die Oberherrschaft besitzen, 4-5000 Kalorien an sich nehmen,<br />

also 3 Rationen statt einer, so haben die 75% Restlichen nur noch Anspruch auf<br />

ein <strong>Dritte</strong>l der Ration, <strong>das</strong> sind 500 Kalorien pro Tag, was tatsächlich so gut wie<br />

ein Todesurteil aus Entkräftung in wenigen Monaten, maximal in 3-4 Monaten<br />

bedeutet.<br />

Das ist auch die Schlussfolgerung, die Dr. Münch am 17. März 1964 vor dem<br />

Gericht gezogen hat. Darüber schwieg aber die gesamte Presse bei ihren<br />

Berichten.<br />

Also, zum Tod verurteilt, aber durch wen? Durch die SS oder durch die<br />

kommunistischen Häftlinge, welche die Herren des Lagers waren? So fragte<br />

auch Professor Gilbert Dreyfus, der in Mauthausen saß, in seinem Buch "<strong>Die</strong><br />

großen Friedhöfe ohne Gräber".<br />

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