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Die Juden und das Dritte Reich

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sich leicht seine Meinung bilden könnte, indem es die Schuld der Angeklagten voraussetzte, wofür es seines Erachtens<br />

ausreichende Anhaltspunkte gäbe in den Begründungen des Urteils im ersten Nürnberger Prozess. Damals (1954)<br />

schrieb ich im Vorwort zur zweiten französischen Auflage der "Mensonge d'Ulysse":<br />

"Das muss den Leser in Erstaunen versetzen, wenn er weiß, <strong>das</strong>s auch die Nürnberger Richter sich ihre Meinung nur an<br />

Hand von Zeugenaussagen gebildet halten - Zeugenaussagen, von denen wir jetzt wissen, was sie wert waren - sowie<br />

aus dem, was <strong>das</strong> Gericht als 'die Lügen des Haagen' bezeichnete, also aus Annahmen, um dann natürlich die gleichen<br />

Überlegungen anzustellen. Somit hat der Nürnberger Prozess eine Ära eingeleitet, in der Urteile nicht mehr auf Gr<strong>und</strong><br />

juristisch bewiesener Tatsachen gefällt werden, sondern auf Gr<strong>und</strong> schlichter Vermutungen, die man aus Gerede<br />

abgeleitet hat."<br />

Außerdem sind sehr aufschlussreich die Tagebücher von Dr. Joseph Goebbels,<br />

dem <strong>Reich</strong>spropagandaminister, <strong>und</strong> General Alfred Jodl, dem Chef des<br />

Wehrmachtführungsstabes, ferner <strong>das</strong> Kriegstagebuch des<br />

Wehrmachtführungsstabes <strong>und</strong> <strong>das</strong> Tagebuch der Seekriegsleitung. <strong>Die</strong> im<br />

Schloss Tambach bei Coburg erbeuteten Akten des deutschen Marinearchivs<br />

enthalten nahezu sämtliche Signalbücher, Logbücher, Kriegstagebücher,<br />

Denkschriften usw. der deutschen Kriegsmarine seit dem Jahr 1868, in dem der<br />

Gr<strong>und</strong>stein für die moderne deutsche Flotte gelegt wurde.<br />

485 Tonnen Akten aus dem Auswärtigen Amt wurden von der 1.<br />

amerikanischen Armee in mehreren Schlössern <strong>und</strong> Bergwerken im Harz in dem<br />

Augenblick beschlagnahmt, als sie auf Befehl von Berlin verbrannt werden<br />

sollten. ... <strong>Die</strong>se Akten erwiesen sich als eine F<strong>und</strong>grube... Das gleiche gilt für<br />

andere Dokumente, zum Beispiel für die teilweise erhaltenen stenographischen<br />

Protokolle von 41 'Lagebesprechungen', die ein Nachrichtenoffizier der<br />

amerikanischen 101. Luftlandedivision in Berchtesgaden aus den verkohlten<br />

Überresten von Hitlers Akten hervorholte, sowie für die umfangreichen<br />

Aufzeichnungen von Hitlers Tischgesprächen mit alten Parteigenossen,<br />

Sekretären <strong>und</strong> Sekretärinnen während des Krieges, die sich unter Martin<br />

Bormanns Papieren befanden. H<strong>und</strong>erttausende erbeutete Dokumente wurden in<br />

Nürnberg eilig als Beweisunterlagen für den Prozess gegen die<br />

Hauptkriegsverbecher zusammengetragen." (Shirer a. a. 0. S. XIII).<br />

Ich bitte den Leser, über diese Ziffern nachzudenken: <strong>Die</strong> Akten der Marine<br />

wurden auf 60.000 Stück geschätzt, die Dokumente des Auswärtigen Amtes<br />

wiegen 485 Tonnen, alles in allem h<strong>und</strong>ert- <strong>und</strong> aberh<strong>und</strong>ert tausend<br />

Dokumente! Wen will man glauben machen, <strong>das</strong>s die ernannten Ankläger in der<br />

Zeit vom 8. August 1945 (Tag des Zusammentritts der Londoner Kommission)<br />

<strong>und</strong> dem 14. November 1945 - also in drei Monaten! - dieses Gebirge von<br />

Beweismaterial mit genügendem Ernst durcharbeiten konnten, um daraus eine<br />

historisch <strong>und</strong> juristisch stichfeste Anklageschrift zusammenzustellen? Und <strong>das</strong>s<br />

dreißig Tage für die Angeklagten <strong>und</strong> für die Verteidiger genügten, um <strong>das</strong><br />

ganze Entlastungsmaterial zu finden?<br />

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