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Die Juden und das Dritte Reich

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abgeschlossener Vertrag, mag er <strong>das</strong> Ergebnis einer Machtkonstellation oder<br />

eines freien Übereinkommens gewesen sein, heutzutage imstande wäre, die<br />

Beziehungen zwischen den großen Nationen der Neuzeit zu regeln. Ebenso<br />

wenig kann ein 1919 unter allgemeiner Zustimmung unterzeichneter Vertrag für<br />

die Welt in sagen wir zweih<strong>und</strong>ert Jahren bindend sein. Nein.<br />

________________<br />

18 Das hatte Präsident Wilson Im Sinne, als er die 14 Punkte aufstellte. Hierzu vergl. den zweiten Teil dieses Buches.<br />

19 <strong>Die</strong> Präambel des Versailler Vertrages, die untrennbar mit dem Vertrag verb<strong>und</strong>ene Völkerb<strong>und</strong>ssatzung, enthielt<br />

übrigens einen Artikel 19, der eine Revision vorsah, für den Fall, <strong>das</strong>s der Vertrag unanwendbar würde. <strong>Die</strong><br />

verschiedenen Revisionsanträge, die deutscherseits von 1920 bis 1939 gestellt wurden, stützen sich gerade auf diesen<br />

Artikel 19: In Wahrheit war der Vertrag schon unanwendbar im Augenblick, wo er unterschrieben wurde.<br />

Wenn Verträge auch keine "Fetzen Papier" sind, so können sie doch auch wieder<br />

nicht als völlig starre Regeln gelten in einer Welt, in der nichts unveränderlich<br />

ist. Das einzige Problem ist <strong>das</strong> ihrer periodischen Revision, <strong>und</strong> dafür gibt es<br />

nur zwei Möglichkeiten: Entweder vollzieht sich die Änderung durch einen<br />

neuen Ausgleich des Machtverhältnisses, also durch Krieg, oder durch<br />

internationale Konferenzen in dem Stil, der in Den Haag festgelegt wurde.<br />

Als wieder Frieden war, wollte man im Rahmen des Völkerb<strong>und</strong>es i die in Den<br />

Haag begonnenen Gespräche fortsetzen. Der Versuch führte aber zu nichts, weil<br />

man sich auf der Gr<strong>und</strong>lage der Machtverhältnisse bei gleichzeitiger Annahme<br />

allgemeiner freiwilliger Zustimmung unterhielt. Einesteils gab es da die<br />

ehemaligen, bis an die Zähne bewaffneten Sieger, die aus dieser Lage heraus die<br />

unwahrscheinlichsten Auffassungen zur Geltung bringen konnten, andernteils<br />

<strong>das</strong> entwaffnete Deutschland. - ohne Rückhalt <strong>und</strong> gezwungen, alles mit sich<br />

geschehen zu lassen, wie der angekettete Löwe bei La Fontaine. Bis eine Ratte<br />

im günstigen Augenblick erschien ...<br />

<strong>Die</strong>se Situation war unhaltbar. Sie war es umso mehr, als sie auf einen<br />

eindeutigen Vertragsbruch seitens der Sieger beruhte. <strong>Die</strong> Präambel zu den fünf<br />

Abschnitten des Versailler Vertrages, die sich mit der deutschen Militärmacht<br />

beschäftigen, lautete: .Um die Einleitung einer allgemeinen<br />

Rüstungsbeschränkung, aller Nationen zu ermöglichen, verpflichtet sich<br />

Deutschland, die im folgenden niedergelegten Bestimmungen über <strong>das</strong><br />

Landheer, die Seemacht <strong>und</strong> die Luftfahrt genau innezuhalten."<br />

Als Deutschland seinen Verpflichtungen nachgekommen war <strong>und</strong> abgerüstet<br />

hatte, bis auf den vom Versailler Vertrag vorgeschriebenen Stand, wollten die<br />

Sieger ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen - am wenigsten Frankreich; die<br />

anderen schlössen sich eigentlich hauptsächlich an, weil sie Frankreich nicht in<br />

den Rücken fallen wollten. Wir werden noch sehen, <strong>das</strong>s England zum Beispiel<br />

bis 1935 dem Gedanken einer Rüstungsbeschränkung gar nicht ablehnend<br />

gegenüberstand.<br />

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