31.10.2013 Aufrufe

Die Juden und das Dritte Reich

Die Juden und das Dritte Reich

Die Juden und das Dritte Reich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

einen Krieg gegen Frankreich nur noch nach dem Schlieffenplan zu führen<br />

gedachten: man nahm an, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Überraschungsmoment <strong>und</strong> der schnelle<br />

Ablauf der Kriegshandlungen England zwingen würden, sich auf eine rein<br />

formelle Intervention zu beschränken. <strong>Die</strong>se Überlegungen kamen auch den<br />

Hoffnungen der amerikanischen Industriellen <strong>und</strong> Bankiers entgegen, die unter<br />

solchen Umständen <strong>und</strong> angesichts der fast uneingeschränkten Freiheit der<br />

Meere, den ganzen Krieg hindurch mit beiden kriegführenden Parteien hätten<br />

Handel treiben können, zumindest durch die Vermittlung neutraler Staaten.<br />

<strong>Die</strong> französische Regierung <strong>und</strong> der französische Generalstab kannten die<br />

englischen Gedanken <strong>und</strong> rechneten daher mit einem englischen Kriegseintritt<br />

nur für den Fall, <strong>das</strong>s die deutschen Truppen die belgische Neutralität verletzen<br />

würden: anders gesagt, sie hegten keine sehr großen Hoffnungen, denn sie<br />

glaubten nicht an einen deutschen Angriff durch Belgien.<br />

Angesichts dieser Lage versteht man nicht recht, worauf die französische<br />

Erwartung, Deutschland in höchstens sechs Monaten zu besiegen, eigentlich<br />

beruhte. <strong>Die</strong> russische "Dampfwalze"? In den Kanzleien der ganzen Welt<br />

belächelte man die französischen Politiker <strong>und</strong> Diplomaten, die, als einzige,<br />

glaubten, <strong>das</strong>s eine Armee, deren Organisation <strong>und</strong> Bewaffnung sie fast mit<br />

einer Meute von primitiven Wilden, auf eine Stufe stellten, diesen Namen<br />

verdient. Es war auch bekannt, <strong>das</strong>s die französischen Anleihen - gewährt, um<br />

diese "Dampfwalze" wieder in Ordnung zu bringen - für Geschenke <strong>und</strong><br />

Bestechungen vergeudet worden waren.<br />

Jedenfalls scheint heutzutage niemand mehr daran zu zweifeln, <strong>das</strong>s - auch,<br />

wenn die Lage so gewesen wäre, wie die offiziellen Kreise sie damals sahen -<br />

der Krieg ebenso lange hätte dauern können, wie es dann tatsächlich der Fall<br />

war.<br />

Man muss sich aber fragen, weshalb der Krieg, den die Deutschen dann wirklich<br />

nach dem Schlieffen-Plan führten, trotzdem so lange dauerte. Hier handelte es<br />

sich um ein Problem der praktischen Strategie. Obwohl bemerkenswert gut<br />

durchgearbeitet, sah der Schlieffen-Plan keinen Zweifrontenkrieg vor. Moltke<br />

nahm an, <strong>das</strong>s die österreichisch-ungarische Armee während der für die<br />

Durchführung des Schlieffen-Plans nötigen relativ kurzen Zeitspanne genügen<br />

würde, die russische Armee, deren Zustand er kannte, in Schach zu halten; er<br />

glaubte aber, er könne ohne Gefahr 10 Divisionen abziehen <strong>und</strong> sie an die<br />

Ostfront verlegen. <strong>Die</strong>s zwang ihn, den Radius der vorgesehenen<br />

Umfassungsbewegung ein wenig zu verkürzen. An der Front kürzte von Kluck,<br />

der Chef der I. deutschen Armee, der der Schutz des rechten Flügels oblag, den<br />

Radius aus eigener Machtvollkommenheit noch ein wenig mehr <strong>und</strong> zwang<br />

dadurch die Führer der anderen vier Armeen (II, III, IV. <strong>und</strong> V.), früher in<br />

Richtung Süden abzubiegen, als Moltke vorgesehen hatte.<br />

<strong>Die</strong>se Bewegung von Klucks entblößte unvernünftigerweise eine Flanke, in die<br />

dann die "Taxis von der Marne" des Generals Galliern hineinstoßen (eine<br />

144

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!