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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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6 Gründung des Klosters Stolp,<br />

daß <strong>der</strong> Mord von <strong>der</strong> Hand eines Anhängers des alten<br />

Glaubens, und zwar wahrscheinlich <strong>der</strong> eines Priesters vollführt<br />

wurde. Wir möchten letzteres annehmen, theils, weil unter<br />

<strong>der</strong> heidnisch gebliebenen Bevölkerung gerade bei den Priestern<br />

<strong>der</strong> größte Haß und Fanatismus gegen den von ihrem Glauben<br />

abgefallenen Landesfürsten vorauszusetzen ist, theils auch, weil<br />

wir vermuthen, freilich ohne einen Beweis dafür beibringen<br />

zu können, daß sich in Stolp <strong>der</strong> Tempel irgend eines <strong>der</strong><br />

pommerschen Götzen befunden habe. ^) Wann jene ruchlose<br />

That geschehen sei, wird nicht ausdrücklich berichtet; doch dürfen<br />

wir vermuthen, daß sie nicht allzulange nach <strong>der</strong> Rückkehr<br />

Bifchof Ottos von seiner zweiten Missionsreise vollbracht wurde.<br />

Denn es deutet einiges darauf hin, daß sie im Zusammenhang<br />

stand mit einem um diese Zeit stattgefundenen Rückfall in<br />

heidnisches Wesen, <strong>der</strong> sich zwar Wohl nicht über das ganze<br />

Land, aber doch ziemlich weit und bis in die höchsten Schichten<br />

des Volkes hinauf erstreckt haben muß. Wir finden nämlich<br />

in einer <strong>der</strong> uns erhaltenen nordischen Chroniken, die sich<br />

zwar nicht immer als zuverlässig erweisen, aber doch immerhin<br />

eine gewisse Glaubwürdigkeit in Anspruch nehmen, von<br />

einem Raubzuge berichtet, den <strong>der</strong> Pommernfürst Ratibor<br />

o<strong>der</strong>, wie er hier genannt wird, Rethibor im Jahre 1135<br />

(dänische Annalen sprechen schon zum Jahre 1132 o<strong>der</strong> 1134<br />

hiervon) nach Kongahella an <strong>der</strong> norwegischen Küste unternommen<br />

habe, bei dem selbst die Kirchen nicht verschont blieben.<br />

Ist die Thatsache richtig, was wir nach den berichteten Einzelheiten<br />

und beson<strong>der</strong>s nach <strong>der</strong> Art, wie das zwischen<br />

Christen- und Heidenthum schwankende Wesen des Ratibor<br />

geschil<strong>der</strong>t wird, nicht bezweifeln möchten ^), so hätte um<br />

4) Unsere Vermuthung stützt sich auf die bekannte Thatsache, daß<br />

die Heideubekehrer des Mittelalters die ersten christlichen Kirchen und<br />

so auch die ersten Klöster vorzugsweise an solchen früheren Tempelplätzen<br />

anlegten.<br />

5) L. Giesebrecht, <strong>der</strong> sich in seinen Wendischen Geschichten eingehen<strong>der</strong><br />

mit dieser Sache beschäftigt, läßt die Darstellung <strong>der</strong> Sage<br />

hier durchaus als verbürgte Geschichte gelten. Er ist es auch, <strong>der</strong>

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