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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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74 Bericht über die Slawen aus dem Jahre 973,<br />

ist in einem Süßwassersee erbaut, sowie die meisten Nurgen<br />

<strong>der</strong> Slawen. Wenn sie nämlich eine Burg gründen<br />

wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an<br />

Wasser und Rohrsümpfen reich ist, und stecken dort<br />

einen runden o<strong>der</strong> viereckigen Platz ab, je nach <strong>der</strong><br />

Gestalt und dem Umfang, welchen sie <strong>der</strong> Burg<br />

geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben<br />

und häufen die ausgehobene Erde auf. Diese Erde<br />

wird mit Brettern und Balken so festgestampft,<br />

daß sie die Härte von Pise (tapia.) erhalten hat.<br />

Ist dann die Mauer, <strong>der</strong> Wall bis zur erfor<strong>der</strong>ten<br />

Höhe aufgeführt, so wird an <strong>der</strong> Seite, welche<br />

man auswählt, ein Thor abgemessen und vondiesem<br />

eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut. Von<br />

<strong>der</strong> Burg (Wili-Grkd) bis an den Ocean beträgt die Entfernung<br />

11 Meilen. Die Kriegsheere dringen in das Gebiet<br />

Nacü^s nur mit großer Mühe vor, da das gesammte Land<br />

niedriges Weideland, Rohrsumpf und Morast ist." Daß statt<br />

des handschriftlichen Nacür vielmehr Nacun zu lesen uud<br />

dieser Name identisch ist mit dem des damaligen Obodritenfürsten<br />

Naccon, hatte schon de Goeje erkannt; Wigger zeigt, daß die<br />

Meilen des Ibrahim kaum halb so lang zu rechnen sind, als die<br />

geographischen.<br />

Von dem, was Ibrahim über die Lebensweise <strong>der</strong> Slawen<br />

im Allgemeinen sagt, ist fraglich, wie viel man auf unsere Ostsee-<br />

Slawen beziehen darf, da Ibrahim außer von Böhmen und<br />

Polen vorher auch noch von den südslawischen Bulgaren berichtet<br />

hat: „Sie säen in zwei Jahreszeiten, im Sommer und im<br />

Frühling, und ernten zweimal. Dasjenige, was sie am meisten<br />

bauen, ist Hirse. Sie essen Rindfleisch und Gänsefleisch und<br />

dies bekommt ihnen gut." Dagegen vermeiden sie den Genuß<br />

junger Hühner, weil er ihrer Meinung nach schädlich ist und<br />

Krankheiten beför<strong>der</strong>t. „Sie tragen weite Klei<strong>der</strong>, aber die<br />

Aermel sind unten enge." „Die Könige halten ihre Frauen<br />

abgeschlossen und sind auf dieselben sehr eifersüchtig. Visweilen<br />

hat Einer 120 und mehr Gattinnen." „Ihre vornehmsten

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