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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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148 Die Familie Glinde,<br />

aber Glinde war mit jenen einverstanden, gleich ihnen zwar<br />

nicht beson<strong>der</strong>s herzoglich, noch weniger märkisch, son<strong>der</strong>n stettinisch<br />

gesinnt, mit welcher Annahme sein Verhalten bei dem<br />

Begräbniß Ottos recht Wohl sich vereinigen läßt. Somit ergiebt<br />

sich auch aus <strong>der</strong> Politik des stettiner Rathes im Erbfolgestreit<br />

nicht <strong>der</strong> mindeste Anhaltepunkt für eine Beschuldigung Glindes.<br />

Wohl aber erklärt sich daraus zumal bei ungenügen<strong>der</strong> Bekanntschaft<br />

mit dem historischen Detail die <strong>der</strong> Stadt abgeneigte<br />

Gesinnung Kanzows, welche wie<strong>der</strong>holt in seiner Darstellung<br />

hervortritt.<br />

So wenig er auch die leitenden Motive des damaligen<br />

stettiner Rathes durchschaute, so wußte er doch sicher sehr<br />

wohl, wie schwer es gehalten hatte, die Erbhuldigung zu erlangen.<br />

Indem er nun nach einer Erklärung für diesen Wi<strong>der</strong>stand<br />

suchte, ließ er sich, <strong>der</strong> ebenso verfahrenden Volkstradition<br />

getreulich folgend, von dem Streben leiten, die Darstellung<br />

persönlich zu gestalten, er brauchte einen Namen, um den er<br />

die Stettiner Opposition gruppiren konnte, dessen Träger die<br />

Seele des Wi<strong>der</strong>standes werden, auf den er seinen ganzen gut<br />

pommerischen Groll häufen konnte. Wer aber war dazu besser<br />

geeignet, als <strong>der</strong> Bürgermeister Glinde, <strong>der</strong> bei dem Begräbniß<br />

Ottos so entschieden in den Vor<strong>der</strong>grund getreten, <strong>der</strong> obenein<br />

nicht einmal ein geborener Pommer war, son<strong>der</strong>n, ein ehemaliger<br />

Unterthan Markgraf Friedrichs, aus Ruppin stammte?<br />

Der Held für feine Erzählung war alfo nicht schwer zu finden.<br />

Sehen wir weiter zu, ob sich nicht auch die einzelnen Züge<br />

<strong>der</strong> Tradition erklären lassen. Glinde soll mit Abgesandten<br />

des Markgrafen und solchen <strong>der</strong> Stadt Gartz eine geheime<br />

Besprechung zu Schillersdorf gehalten haben. Schon oben<br />

wurde darauf hingewiesen, wie die pommersche Chronistik überall<br />

geneigt ist, in diesem Streite Verrath und Trug zu wittern,<br />

<strong>der</strong> Boden war also gut genug vorbereitet für <strong>der</strong>gleichen Erzählungen.<br />

Namentlich ist die Theilnahme <strong>der</strong> Gartzer leicht<br />

hieraus zu begreifen, es ist ein Rückschluß, den Kanzow aus<br />

dem späteren Verrätherischen Abfalle <strong>der</strong> Stadt macht. Nun<br />

wird uns aber in <strong>der</strong> That von mehreren Besprechungen be-

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