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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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138 Die Familie Glinde,<br />

Angebers noch seine Glaubwürdigkeit. Zudem bezieht sich seine<br />

Aussage nur auf den Ueberfall selbst, nicht auf den Anschlag<br />

von Schillersdorf. Wir sahen oben, wie Kanzow sich in den<br />

drei Berichten zum Theil wi<strong>der</strong>spricht, wie er seine Anklage<br />

immer schärfer und directer gegen Glinde selbst formulirt, wie<br />

er aber selbst die Subjectivität seines Standpunktes durch die<br />

vielen „velichte", „wo man sagt" deutlich erkennen läßt. Bedenkt<br />

man dabei, daß er <strong>der</strong> erste Chronist ist, welcher Glinde<br />

diese Rolle spielen läßt, während die zeitlich näher stehende<br />

Cronica und Bugenhagen darüber schweigen, die doch auch<br />

genug von Verrath berichten, so schwindet vollends bei dem<br />

Mangel jedwe<strong>der</strong> historischer Grundlage das Gewicht <strong>der</strong> Kanzowischen<br />

Anklage gegen einen Mann, <strong>der</strong>, wie wir oben sahen,<br />

in Stettin unangefochten in angesehener Stellung lebte, freiwillig<br />

sein Amt nie<strong>der</strong>legte, dessen Nachkommen über ein Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

hernach im Rathe saßen, zum Theil des beson<strong>der</strong>en<br />

Vertrauens ihrer Landesherrn genossen.<br />

Müssen wir somit bei <strong>der</strong> gänzlichen Haltlosigkeit <strong>der</strong> Beschuldigung<br />

für Freisprechung wegen mangeln<strong>der</strong> Beweise uns<br />

erklären, so soll damit nicht behauptet werden, daß Kanzow<br />

die ganze Geschichte selbst erfunden habe. Verantwortlich ist<br />

er freilich dafür, daß er sie für wirkliche Geschichte ausgiebt,<br />

die er fortwährend in einem Glinde immer feindlicheren Sinne<br />

geän<strong>der</strong>t hat, aber erfonnen hat er sie sicher nicht. Er fand<br />

die Grundzüge <strong>der</strong> Gefchichte offenbar in <strong>der</strong> damaligen Tradition<br />

vor und unternahm es, die einzelnen Momente zu verknüpfen,<br />

zu einer einheitlichen Erzählung zu verarbeiten und<br />

im Einzelnen auszumalen.<br />

Wir stehen somit vor <strong>der</strong> Frage, wie diese Tradition sich<br />

gebildet haben kann. Der Tod Herzog Ottos 1464 setzte die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Succession auf die Tagesordnung. Noch im<br />

September (17.)^) for<strong>der</strong>te Markgraf Friedrich die Stände<br />

von Stettin auf. Niemandem zu huldigen o<strong>der</strong> zum Herrn<br />

anzunehmen, son<strong>der</strong>n sich zu ihm als ihrem rechten Erbherrn<br />

v. Raumer, ooä. äipi. Li-auä. eout. I, 261.

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