Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

46 Gründung des Klosters Stolp,
Pabst Innocenz 2. als Bischof der Pommern bestätigt worden
ist. Daß die Gründung jener Kirche aber in der That um
die angegebene Zeit und wohl noch früher erfolgt fei, möchten
wir um deswillen für fehr wahrscheinlich halten, weil es dem
Bifchof wie dem Herzoge Ratibor daran liegen mußte, wenn
überhaupt eine solche Votiv- oder Sühnekirche gebaut werden
follie, dieselbe sobald als möglich nach dem traurigen Ereignisse,
welches das Motiv für die Erbauung war, zu errichten.
Ueberdem mußte es ja dem Bischöfe darauf ankommen, grade
in jener Gegend, wo das Heidenthum noch am kräftigsten gegen
das eindringende Christenthum Widerstand leistete, bald eine
Stätte zu gründen, von wo aus die Bekämpfung in dauernder
und erfolgreicher Weise geschähe. -Wenn wir uns die Lage
der Dinge vergegenwärtigen, so müssen wir uns allerdings
sagen, daß die Situation des christlichen Priesters, der zuerst
zum Dienst an dieser Kirche berufen wurde, äußerlich keine
beneidenswerthe gewesen ist. Mußte er ja doch jeden Augenblick
gewärtig sein, daß ihm dasselbe Schicksal bereitet würde,
welches dem Herzoge Wartislav an dieser Stelle zu Theil geworden
war. Aber freilich waren jene ersten Glaubensboten
auch wohl durchweg fo glaubensfreudige Männer, daß sie ein
solches Martyrium eben so wenig scheuten wie der fromme
Bischof, der ihnen hierher vorangegangen war, und von dem
mehrfach berichtet wird, daß er darnach gelechzt habe, für
seinen Glauben den Tod zu erleiden. Hatte man ihn doch
während seiner zweiten Mifsionsreife nur mit Gewalt davon
zurückhalten können, sich bei den wilden Bewohnern der Infel
Rügen die Märtyrerkrone zu erwerben.
Jene Gedächtnißkirche nun, welche, wie man auch die eben
besprochene Stelle auffassen mag, jedenfalls als die erste in
jener Gegend erbaute angesehen werden muß, wurde vom
Bischof Adalbert zu dem neu gegründeten Kloster in nähere
Beziehung gesetzt, indem er hier bestimmt, daß sie dem Abte
desselben unterworfen fein folle. Diese seine Festsetzung nöthigt
uns zu der Annahme, daß die fragliche Kirche nicht auch zugleich
zur Klosterkirche bestimmt gewesen sei, wenn sie auch