Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Eine pommersche Reimchronik. 155
sunst wolte ichs gar nötte nehmen.
Ir Hern, jr möget euch wol schemen.
das jr stehet nach eines Fürsten habe,
ich pitte noch, thuts auch abe.^)
„Solche alten Reime", fährt dann Kanzow fort, „ob sie
woll etwas ungeschickt sein, habe ich dennoch zu Kundschaft der
Sachen hier wollen anzeigen und ist schyr des Gedichtes
ein gantz buch; aber es were hier zu viel alles anzuzeigen,
auch nicht von nötten, darumb wil ich es pleiben lassen."
Diese Reimchronik ist es, von der Vugenhagen in seiner
Pomerania (S. 5) klagt, ihm sei eine gewisse Quelle der Geschichte
Barnims 3. noch immer nicht zugänglich. Bugenhagen
weiß von ihr nur aus einem Briefe Kitschers, der daraus
etwas wiedergiebt, mit den Worten: u
Nun herrscht freilich in den Stellen aus jener Chronik,
wie sie Kanzow mittheilt, nicht die niederdeutsche Sprache des
vierzehnten, sondern die hochdeutsche des sechszehnten Jahr-
hunderts. Wer war aber der Neberarbeiter? Laut jener hand-
schriftlichen Pomerania, deren Verfasser wir nicht kennen, die
erst nach Kanzows dritter Bearbeitung seiner Chronik ent-
standen ist und aus der Kosegarten, unkritisch genug, viele
Stellen — ohne Angabe, woher? — in den Tenor seiner
Kanzowschen Pomerania aufgenommen hat „sol von diesem
löblichen Fürsten ^Barnim 3.) Johannes von der
Osten, Hern Ewaldt von der Osten, ritter von der Walden-
burgk söhn, ein gelehrter junger Edelmann, viel
mehr herlicher Tatten und geschicht haben ver-
zeichnet. Aber nachdem derselbige, da die gantze universitet
zu Wittenbergk einen guttcn hoffen zu jm hätte, das er beide
in PlOZH 6t 10AÌ63, 0r3>tÌ0Q6 zu der Zeit viel übertreffen
würde, mit aller gelerten betrübnüß und schmertz sehr jung ge-
storben ist, sol die verzeichnüß verkommen sein. ^) In diesen
2) Ich habe nicht Raum, die Bruchstücke hier vollständig so zu
citiren, wie sie Kanzow, hrsg. von Kosegarten S 362—363, giebt.
4/ Vgl. Böhmer, die niederdeutsche Chronik Th. Kanzows. Einleitung
S. 21.