Herman Nohl und die NS-Zeit
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III. Nach 1945<br />
Tisch“ (<strong>Nohl</strong>: Aufgabe der Frau, 1947, S. 269) zu stellen, einen Rückgriff auf <strong>die</strong><br />
„deutsche Bewegung“:<br />
„Die Deutsche Bewegung seit dem Sturm <strong>und</strong> Drang hat in der Frau wieder ein Heiliges<br />
gesehen, das mit Scheu verehrt wurde – ‚das Ewig-Weibliche zieht uns hinan‘,<br />
heißt es am Schluss des Faust.“ (<strong>Nohl</strong>: Aufgabe der Frau, 1947, S. 267)<br />
Die eigentliche Problematik in <strong>die</strong>sem Beitrag – neben solchen Phrasen – ist jedoch<br />
<strong>Nohl</strong>s Haltung zu den <strong>NS</strong>-Mütterkursen <strong>und</strong> dem weiblichen Arbeits<strong>die</strong>nst.<br />
„Man ist geneigt, jede nationalsozialistische Einrichtung abzulehnen, aber <strong>die</strong>se<br />
Mütterkurse [der <strong>NS</strong>-Frauenschaft] waren eine gute Sache. Vor allem in Württemberg<br />
waren sie vorbildlich <strong>und</strong> wurden von klugen <strong>und</strong> mütterlich starken Frauen<br />
geleitet.“ (<strong>Nohl</strong>: Aufgabe der Frau, 1947, S. 267)<br />
Noch deutlichere Worte findet <strong>Nohl</strong> zum weiblichen Arbeits<strong>die</strong>nst, jener Organisation,<br />
bei der der <strong>NS</strong>-Reichsarbeits<strong>die</strong>nst ab 4. September 1939, also mit dem Überfall auf<br />
Polen, auf <strong>die</strong> weibliche Bevölkerung ausgedehnt wurde; ca. 100.000 „Arbeitsmaiden“<br />
wurden <strong>die</strong>nstverpflichtet. Die Aufgabe des Reichsarbeits<strong>die</strong>nstes war gesetzlich wie<br />
folgt festgelegt:<br />
„Der Reichsarbeits<strong>die</strong>nst soll <strong>die</strong> deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus<br />
zur Volksgemeinschaft <strong>und</strong> zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden<br />
Achtung der Handarbeit erziehen.“ 144<br />
Bei <strong>Nohl</strong> findet sich hierzu folgende Ausführung über den weiblichen Arbeits<strong>die</strong>nst:<br />
„Die Jugendbewegung hatte mit ihrem freiwilligen Arbeits<strong>die</strong>nst den Anfang gemacht,<br />
der Nationalsozialismus hat dann hier, wie auch sonst so oft, den guten Gedanken<br />
aufgegriffen <strong>und</strong> als seine Erfindung ins Große gesteigert <strong>und</strong> zwangsmäßig<br />
eingerichtet, <strong>und</strong> so sehen heute manche noch mit Misstrauen auf ihn. Bei der hastigen<br />
Schaffung <strong>die</strong>ser Riesenorganisation – es gab zuletzt 10.000 Führerinnen –<br />
musste gewiss auch manches missglücken, aber es gelang selbst da noch den weiblichen<br />
Kräften in der Leitung, den echten fraulichen <strong>und</strong> pädagogischen Sinn des Arbeits<strong>die</strong>nstes<br />
festzuhalten <strong>und</strong> sauber zu bewahren, bis am Ende des Krieges <strong>die</strong><br />
Männer <strong>die</strong> Führung übernahmen <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Mädchen zu Kampfzwecken missbrauchten.<br />
Wo der Weibliche Arbeits<strong>die</strong>nst richtig <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> arbeitete, vor allem in<br />
den Dörfern des Ostens, hat er segensvoll gewirkt <strong>und</strong> war eine aufbauende Kraft für<br />
<strong>die</strong> ganze Umgebung, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mädchen gewannen in der Gemeinschaft ihres Lagers<br />
<strong>und</strong> seiner guten Sitte eine Ausbildung für alle ihre künftigen Aufgaben als Frau <strong>und</strong><br />
Mutter.“ (<strong>Nohl</strong>: Aufgabe der Frau, 1947, S. 270 f.)<br />
Der erste entscheidende Gedanke <strong>Nohl</strong>s zum weiblichen Arbeits<strong>die</strong>nst ist hier: „so<br />
sehen heute manche noch mit Misstrauen auf ihn“. Dieses Misstrauen erscheint ihm,<br />
trotz einiger Kleinigkeiten, im Großen <strong>und</strong> Ganzen unangebracht. Das beinhaltet auch<br />
144 § 1 des Gesetzes für den Reichsarbeits<strong>die</strong>nst vom 26. Juni 1935.<br />
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