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Herman Nohl und die NS-Zeit

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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />

nehmen zu wollen, wird <strong>die</strong>ser zutiefst bösartige Brief <strong>Nohl</strong>s im positiven Sinne interpretiert,<br />

da <strong>Nohl</strong> gleichzeitig Dörings Dissertation lobt. Die ganze Bedeutung <strong>Nohl</strong>s,<br />

seine Schüler dazu zu bewegen, mitzumachen, statt Widerstand zu leisten, wird in<br />

folgender Passage deutlich, <strong>die</strong> <strong>Nohl</strong> an Döring schrieb:<br />

148<br />

„Man muss als junger Mensch selbstverständlich heute positiv dabei sein, mitarbeiten<br />

am Aufbau – ohne rückwärts zu sehen oder zu grübeln.“ (<strong>Nohl</strong>, in: Klafki/Brockmann<br />

2002, S. 98)<br />

Eine ausführliche Darstellung der Konflikte zwischen den <strong>Nohl</strong>-Schülern durch Döring<br />

findet sich im Abdruck eines vierseitigen Briefes (Klafki/Brockmann 2002, S. 130 ff.),<br />

den auch Klafki <strong>und</strong> Brockmann als „inhaltlich wichtigste Quelle“ (Klafki/Brockmann<br />

2002, S. 140) bezeichnen. Die Versuche der beiden Autoren, <strong>die</strong> politisch reaktionäre<br />

Bedeutung sowohl des weiblichen Arbeits<strong>die</strong>nsts als auch der Osthilfe zu bestreiten,<br />

weil sie ja noch nicht von der <strong>NS</strong>-Regierung getragen waren, hält keiner genauen<br />

Prüfung stand <strong>und</strong> kann hier nur konstatiert werden.<br />

Die im siebenten Kapitel vorgenommene Analyse des Vorlesungsmanuskripts <strong>Nohl</strong>s<br />

1933/34 ergibt keinen neuen inhaltlichen Ertrag über Hasko Zimmers Analyse hinaus.<br />

Zwischen Erschrockensein <strong>und</strong> Suche nach Entlastung liest sich der Text doch wie eine<br />

„Ja, aber“-Apologie. Da <strong>die</strong> Beweislage so eindeutig ist, bleibt Klafki <strong>und</strong> Brockmann<br />

nicht viel mehr übrig, als eine Mehrdeutigkeit eindeutiger Aussagen <strong>Nohl</strong>s zu behaupten.<br />

Die Interpretation der Autoren Punkt für Punkt im Einzelnen zu behandeln, ist hier nicht<br />

möglich. Die Kritik setzt gerade dort an, wo bestimmte Passagen <strong>Nohl</strong>s nicht zitiert <strong>und</strong><br />

nicht kritisiert werden. Aber <strong>die</strong> von Edgar Weiß in seiner Rezension als „Ja, aber“<br />

charakterisierte Haltung Klafkis <strong>und</strong> Brockmanns ist auf einer gewissen Ebene nur eine<br />

Wiederholung der mentalen Position <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s zum Nationalsozialismus. 247<br />

Die Schwächen der Analyse werden besonders in einem zweiten Exkurs deutlich, in<br />

dem Klafki <strong>und</strong> Brockmann erneut auf Hasko Zimmer eingehen <strong>und</strong> behaupten:<br />

247 Die Rezension von Edgar Weiß befindet sich in: Gamm, Hans-Jochen/Keim, Wolfgang (Red.):<br />

Erinnern – Bildung – Identität (Jahrbuch für Pädagogik 2003), Frankfurt am<br />

Main/Berlin/Bern/Brüssel/New York/Oxford/Wien 2004, S. 364–367. Weitere Rezensionen zu <strong>die</strong>sem<br />

Buch erschienen u. a. von U. Steckmann (<strong>Zeit</strong>schrift für Sozialpädagogik 3/2005, S. 99–103) <strong>und</strong> von<br />

D. Dröhler (<strong>Zeit</strong>schrift für pädagogische Historiographie, 2/2003, S. 120–122) sowie von H.-E. Tenorth<br />

(<strong>Zeit</strong>schrift für Pädagogik, 5/2003, S. 734–755 im Rahmen einer Sammelbesprechung).

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