Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
In Dokument 3, einer Einschätzung <strong>Nohl</strong>s durch den Göttinger Kreispersonalamtslei-<br />
ters von 1937, 128 wird <strong>die</strong>se Argumentation beibehalten <strong>und</strong> <strong>Nohl</strong>s Entlassung aus dem<br />
Hochschul<strong>die</strong>nst als unbedingt notwendige Folgerung „aus der völlig unzuverlässigen<br />
Haltung <strong>die</strong>ses Professors“ dargestellt. In <strong>die</strong>sem Dokument wäre noch der Frage<br />
nachzugehen, aus welcher Ecke <strong>die</strong>se Denunziationen, <strong>Nohl</strong> sei „intellektueller Anhän-<br />
ger der KPD“ gewesen, kamen, insbesondere <strong>die</strong> Behauptung: „Die Ehefrau gehörte<br />
ebenfalls dem ISK-Kreis an.“ Mit ISK ist hier der „Internationale Sozialistische Kampf-<br />
b<strong>und</strong>“ um Minna Specht gemeint, <strong>die</strong> in London im Exil aktiv war.<br />
Aus Dokument 4, einem Bewerbungsschreiben <strong>Nohl</strong>s von 1938, 129 geht hervor, wie<br />
ernsthaft <strong>Nohl</strong> sich um eine Professur in England bemüht hat. Sehr offen schreibt er:<br />
„Als 1933 <strong>die</strong> Pädagogik in Deutschland von der Politik abgelöst wurde <strong>und</strong> ich hier<br />
keine mögliche Arbeit mehr für mich sah, wandte ich mich wieder den Stu<strong>die</strong>n zu, <strong>die</strong><br />
ich vor dem Krieg begonnen hatte.“ Hier fällt auf, dass im Gr<strong>und</strong>e sein Rückzug aus der<br />
Hochschule als seine Entscheidung dargestellt wird. Andererseits formuliert er: „Ostern<br />
1937 wurde ich auf Gr<strong>und</strong> des § 4 des Gesetzes zur Umformung der Universität (Einsparung<br />
von Lehrstühlen) von meinen Amtspflichten entb<strong>und</strong>en.“ <strong>Nohl</strong> fügt hinzu: „Ich<br />
habe <strong>die</strong>se Emeritierung, <strong>die</strong> in allen Ehren erfolgte, so verstanden, dass meine Art <strong>die</strong><br />
Dinge zu sehen nicht mehr in <strong>die</strong> weltanschaulich begründete Universität des Nationalsozialismus<br />
passt.“<br />
In den Dokumenten 5 <strong>und</strong> 6, zwei Einschätzungen <strong>Nohl</strong>s durch <strong>die</strong> <strong>NS</strong>DAP aus dem<br />
Jahr 1944, 130 sind folgende Aspekte von Bedeutung: Der <strong>NS</strong>DAP-Kreisleitung Göttingen<br />
war offensichtlich nicht bekannt, dass <strong>Nohl</strong> Mitglied der SS war, da in der Rubrik<br />
„Zugehörigkeit“ ein „Nein“ eingetragen war. Im Unterschied zu den 1937 erstellten<br />
Einschätzungen enthalten beide <strong>NS</strong>-Dokumente sehr wohlwollende Charakterisierungen<br />
<strong>Nohl</strong>s. Es sei „nichts Nachteiliges“ zu melden. Im Jargon des Ortsgruppenleiters der<br />
128 Einschätzung <strong>Nohl</strong>s durch den Kreispersonalamtsleiter Göttingen vom 29.6.1937, B<strong>und</strong>esarchiv<br />
Berlin, Vorgänge PK <strong>und</strong> <strong>NS</strong>LB (ehem. BDC). [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:, S. 582]<br />
129 Bewerbungsschreiben <strong>Nohl</strong>s bezüglich der „Taylor Professorship of German Language and Literature“<br />
vom Sommer 1938, Niedersächsische Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Göttingen, Abteilung Handschriften<br />
<strong>und</strong> alte Drucke (offizielle Schriftwechsel), Cod. Ms. H. <strong>Nohl</strong> 874/93. [Dokumentation ad fontes<br />
<strong>Nohl</strong>:, S. 583–586]<br />
130 Einschätzung <strong>Nohl</strong>s durch den Ortsgruppenleiter der <strong>NS</strong>DAP vom 28.10.1944, B<strong>und</strong>esarchiv Berlin,<br />
Vorgänge PK <strong>und</strong> <strong>NS</strong>LB (ehem. BDC). [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:, S. 587–588]<br />
Einschätzung <strong>Nohl</strong>s durch den Abschnittsleiter der <strong>NS</strong>DAP vom 13.11.1944, B<strong>und</strong>esarchiv Berlin,<br />
Vorgänge PK <strong>und</strong> <strong>NS</strong>LB (ehem. BDC). [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:, S. 589–590]<br />
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