Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
62<br />
beim Militär, jetzt im SA-Dienst – <strong>und</strong> eben in seiner Familie.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />
1933/34, S. 56)<br />
Die Lage in der Fabrik bleibt wie sie ist, der SA-Dienst, der Schrebergarten <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Familie sind das <strong>Nohl</strong>’sche Gegengewicht. Und mit vollem Ernst fügt <strong>Nohl</strong> hinzu:<br />
„Wie kann man in dem vierten Stock eines Hauses in der Großstadtstraße mit dem<br />
Blick auf den Hinterhof wirklich zu Hause sein?“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 57)<br />
<strong>Nohl</strong> fordert im Zuge der Reagrarisierung das „Bauernhaus“ als wirkliches Zuhause <strong>und</strong><br />
als Lebens favorisiert er den Osten als „Raum ohne Volk“.<br />
Zum zweiten Abschnitt der Vorlesung „Die Volksgeistigkeit“<br />
Zum vierten <strong>und</strong> fünften Kapitel „Die Sprache“ <strong>und</strong> „Die Heimat“:<br />
Die „germanische Kraft des Wanderns“ <strong>und</strong> „Mussolini“<br />
Die Stärkung des deutschen Volkes durch Vermehrung <strong>und</strong> Reagrarisierung im Osten<br />
soll im Sinne von <strong>Nohl</strong>s nationalpädagogischem Bezug vor allem durch <strong>die</strong> Sprache<br />
gesichert <strong>und</strong> vertieft werden. In <strong>die</strong>sem vierten Kapitel definiert <strong>Nohl</strong>, an Fichte<br />
angelehnt, das Volk als „sprachverb<strong>und</strong>ene Menschen“ <strong>und</strong> betont erneut, dass in<br />
Deutschland mehrere Rassen existieren <strong>und</strong> dass eine Definition des Volkes <strong>und</strong> der<br />
Nation, <strong>die</strong> sich allein auf einem Rassenbegriff stützt, ja bedeuten würde, <strong>die</strong> geschicht-<br />
liche Zukunft des deutschen Volkes auf der Rassengemeinschaft mit anderen Völkern,<br />
Engländern, Schweden usw. aufzubauen. Diese Akzentuierung richtet sich gegen<br />
ausschließlich biologische Definitionen <strong>und</strong> favorisiert den ideellen Faktor, in <strong>die</strong>sem<br />
Kapitel eben <strong>die</strong> Sprache, damit der „nationaldeutsche Typus“ in der Zukunft wirklich<br />
geschaffen werden könne. <strong>Nohl</strong> schreibt:<br />
„Heute ist man auf den ersten Blick geneigt, <strong>die</strong> Blutsgemeinschaft oder vielmehr <strong>die</strong><br />
Rassengleichheit als das Wesentliche anzusehen. Aber wir sahen: unser Volk enthält<br />
viele Rassen, <strong>und</strong> der nationaldeutsche Typus liegt eigentlich noch in der Zukunft.<br />
Umgekehrt finden sich gleiche Rassen in ganz verschiedenen Völkern, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hoffnung,<br />
<strong>die</strong> geschichtliche Zukunft unseres Volkes auf der Rassengemeinschaft mit<br />
anderen Völkern, Engländern, Schweden usw. aufzubauen, ist eine Utopie.“ (<strong>Nohl</strong>:<br />
Vorlesung, 1933/34, S. 59)<br />
Weiter wird durch <strong>die</strong> von <strong>Nohl</strong> wiederholt angeführten Auslandsdeutschen in seiner<br />
Argumentation klar, dass das deutsche Volk für ihn mehr ist als <strong>die</strong> Anzahl der in den<br />
damaligen Staatsgrenzen lebenden Menschen, dass „Volk nicht gleich Staat“ ist (<strong>Nohl</strong>:<br />
Vorlesung, 1933/34, S. 61). Hierbei beruft sich <strong>Nohl</strong> auf Tönnies’ soziologisch moti-