Herman Nohl und die NS-Zeit
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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />
Platz in der Pädagogik fanden <strong>und</strong> inwiefern. In <strong>die</strong>sem Kontext wird <strong>die</strong> Auswertung<br />
oder auch Nutzung Pestalozzis als Autorität genauer unter <strong>die</strong> Lupe genommen, ohne<br />
dass wirklich ein zeitgeschichtlicher Kontext systematisch hergestellt wird.<br />
Im Rahmen des 2001 erschienenen hochinteressanten Sammelbands „Klassiker <strong>und</strong><br />
Außenseiter. Pädagogische Veröffentlichungen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts“ erschien Marga-<br />
rete Krauls 242 Aufsatz „<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>. Die pädagogische Bewegung in Deutschland <strong>und</strong><br />
ihre Theorie. Annäherung, Geschichte <strong>und</strong> Rezeption“. Kraul hat <strong>Nohl</strong>s Buch „Die<br />
pädagogische Bewegung in Deutschland <strong>und</strong> ihre Theorie“ ohne zu zögern als eines der<br />
zehn wichtigsten, vor allem aber wirkungsmächtigsten Bücher des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
eingeschätzt, mit der Pointe, dass sie detailliert <strong>die</strong> negative Wirkung des Buchs aufzeigt.<br />
Ähnlich wie Oelkers kritisiert sie das Dogma von der Stufenabfolge der pädagogischen<br />
Bewegung <strong>und</strong> <strong>die</strong> affirmative Akzeptanz der jeweiligen Gegenwart, aber auch<br />
<strong>die</strong> nebulös überhöhte Sprache <strong>Nohl</strong>s.<br />
Die Stu<strong>die</strong> „Geisteswissenschaftliche Pädagogik <strong>und</strong> Nationalsozialismus. <strong>Herman</strong><br />
<strong>Nohl</strong> <strong>und</strong> seine ‚Göttinger Schule‘ 1932–1937. Eine individual- <strong>und</strong> gruppenbiografische,<br />
mentalitäts- <strong>und</strong> theoriegeschichtliche Untersuchung“ 243 von Wolfgang Klafki<br />
<strong>und</strong> Johanna-Luise Brockmann aus dem Jahr 2002 untersucht <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> <strong>und</strong><br />
seine „Göttinger Schule“. In der Einleitung wird <strong>die</strong>se Forschungsarbeit in den Kontext<br />
der Debatte über Kontinuität <strong>und</strong> Diskontinuität gestellt <strong>und</strong> innerhalb der <strong>Nohl</strong>-Schule<br />
insbesondere Erich Weniger hervorgehoben. Neben der Auswertung umfangreicher<br />
Archivquellen, insbesondere von Briefen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>briefen, wird nun zu <strong>Nohl</strong>s Vorlesungsmanuskript<br />
1933/34 Stellung genommen.<br />
Im zweiten bis sechsten Kapitel werden <strong>die</strong> Konflikte innerhalb der sogenannten <strong>Nohl</strong>-<br />
Schule umfassend deutlich, wobei eine Beurteilung der Vorgänge insgesamt ein Studium<br />
aller Dokumente <strong>und</strong> nicht nur der ausgewählten Zitate notwendig machen würde.<br />
Eingeschoben ist mit einem Fragezeichen eine Kontroverse mit Hasko Zimmer über <strong>die</strong><br />
Einschätzung von <strong>Nohl</strong>s „Osthilfe“, unter der Überschrift „Wendung <strong>Nohl</strong>s von der<br />
242 Kraul, Margarete: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>. Die pädagogische Bewegung in Deutschland <strong>und</strong> ihre Theorie.<br />
Annäherung, Geschichte <strong>und</strong> Rezeption, in: Horn, Klaus-Peter/Ritzi, Christian (Hrsg.): Klassiker <strong>und</strong><br />
Außenseiter. Pädagogische Veröffentlichungen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, Baltmannsweiler 2001, S. 105–126.<br />
243 Klafki, Wolfgang/Brockmann, Johanna-Luise: Geisteswissenschaftliche Pädagogik <strong>und</strong> Nationalsozialismus.<br />
<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> <strong>und</strong> seine „Göttinger Schule“ 1932–1937. Eine individual- <strong>und</strong> gruppenbiografische,<br />
mentalitäts- <strong>und</strong> theoriegeschichtliche Untersuchung, Weinheim/Basel 2002.<br />
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