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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

„Ich sage ausdrücklich germanische Kraft des Wanderns, denn sie ist bestimmend<br />

gewesen für unsere Geschichte seit der Völkerwanderung <strong>und</strong> den Wikingerfahrten<br />

bis zu den Kreuzzügen <strong>und</strong> den Italienfahrten.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 77)<br />

Hier wird sichtbar, was man etwas feuilletonistisch einen Hang zu sehr großen Bogen-<br />

schlägen bezeichnen könnte: Das Germanische am Wandern in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> in den<br />

Kontext der Völkerwanderung <strong>und</strong> der Kreuzzüge zu stellen, ist nun schwerlich wissen-<br />

schaftlich zu kritisieren.<br />

Die Vorliebe für Mussolini bei <strong>Nohl</strong> in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> zeigt sich auch hier:<br />

„Mussolini hat in Italien ein großes Vorbild gegeben. Im Jahre 1933 sind etwa<br />

150 000 Kinder von Auslandsitalienern während ihrer Ferienzeit in Italien untergebracht<br />

worden. Je nach Anweisung der Ärzte kommen sie an <strong>die</strong> See oder ins Gebirge,<br />

auch in <strong>die</strong> Großstadt. Die Leitung <strong>die</strong>ser Arbeit liegt in den Händen eines General-Sekretariats<br />

der ausländischen faschistischen Organisation. Die Kosten bis an<br />

<strong>die</strong> Grenze trägt <strong>die</strong> Auslands-Kolonie selbst, <strong>die</strong> Kosten in Italien der italienische<br />

Staat. Von Deutschland reisen so etwa jährlich 400 Kinder nach Italien. Mussolini<br />

empfängt <strong>die</strong> Kinder selbst <strong>und</strong> sagt ihnen in immer neuen Variationen, dass <strong>die</strong><br />

Weltmachtstellung einer großen Nation davon abhänge, inwieweit <strong>die</strong> junge Generation<br />

im Ausland von einem lebendigen Gefühl nationaler Heimatverb<strong>und</strong>enheit erfüllt<br />

sei. Hier werden wir zu lernen haben.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 79)<br />

Die „Auslandsdeutschen“ richtig an <strong>die</strong> Heimat zu binden, sie zur „Weltmachtstellung“<br />

zu nutzen – das sind <strong>die</strong> an Mussolini angelehnten Überlegungen ganz praktischpolitischer<br />

Art, <strong>die</strong> <strong>Nohl</strong> hier seiner studentischen Zuhörerschaft anbietet.<br />

Zum sechsten Kapitel „Typus, Mythus <strong>und</strong> Symbol“: „soldatische Zuchtform“, „der<br />

Führer der nationalsozialistischen Bewegung“, der „heroische nationaler Ethos“ <strong>und</strong><br />

„<strong>die</strong> Fahne, der Gruß <strong>und</strong> <strong>die</strong> Nationalhymne“<br />

Zu Beginn des Kapitels rekapituliert <strong>Nohl</strong> noch einmal das bisher gesagte:<br />

„Wir sprachen oben von der Aufgabe, den nationalen deutschen Typus aus der Rassenmengung<br />

unseres Volkes herauszuarbeiten, um ihm <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit der biologischen<br />

Erscheinung zu geben, <strong>die</strong> andere, glücklichere Völker bereits haben. Es<br />

ist nun aber klar, dass ein solcher Typus nicht bloß rassenmäßig bedingt ist <strong>und</strong> gelingt,<br />

sondern auch geistig gegründet sein muss, <strong>und</strong> es ist auch weiter deutlich, dass<br />

Deutschland einen solchen Typus bisher noch nicht besaß.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />

1933/34, S. 83)<br />

Auch wenn es heutigem Denken weitgehend fremd ist, in Feinheiten absurder Rassen-<br />

lehren einzudringen, lässt sich <strong>die</strong>se Position <strong>Nohl</strong>s nur im Kontext verschiedener<br />

rassentheoretischer Schulen <strong>und</strong> Positionen vor <strong>und</strong> in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> verstehen. Allein <strong>die</strong><br />

Frage, wie viele Rassen es gibt <strong>und</strong> wie man sie (nicht nur nach der Hautfarbe) eigent-<br />

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