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Herman Nohl und die NS-Zeit

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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />

„An welchem Haus wird man 1992 für Siegfried Bernfeld eine Tafel anbringen?“<br />

(Schulze 1979, S. 548)<br />

Schulze, der konstatiert, dass <strong>Nohl</strong> kein Nationalsozialist war, geht aber aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Stu<strong>die</strong>n davon aus, dass <strong>Nohl</strong> „anfällig für Missverständnisse <strong>und</strong> Zugeständnisse“<br />

(Schulze 1979, S. 547) gewesen sei. Hier intervenierten offensichtlich auch Elisabeth<br />

Siegel <strong>und</strong> Erika Hoffmann, wie aus einer weiteren Fußnote hervorgeht. <strong>Nohl</strong> sei „von<br />

der Hoffnung geleitet, man könne <strong>die</strong> nationalsozialistische Bewegung pädagogisch<br />

unterwandern <strong>und</strong> verwandeln“ (Schulze 1979, S. 548). Auch Schulze war aufgefallen,<br />

dass <strong>die</strong> „pädagogische Autonomie“ <strong>Nohl</strong>s sehr relativ war, dass sie zwar neutral<br />

gegenüber Parteien <strong>und</strong> Konfessionen war, aber ausdrücklich <strong>die</strong> Erziehung „zum<br />

Staat“ <strong>und</strong> „zur Religion“ beinhaltete, wie <strong>Nohl</strong> selbst formulierte (Schulze 1979,<br />

S. 552).<br />

Auch vor einer Kritik des „pädagogischen Bezugs“ <strong>und</strong> dem Prozess der Bildung bei<br />

<strong>Nohl</strong> macht Schulze nicht halt <strong>und</strong> endet sogar mit einer kritischen Bemerkung über den<br />

Lebensbegriff bei <strong>Nohl</strong>, den er als einen „der häufigsten, aber auch unschärfsten <strong>und</strong><br />

widersprüchlichsten Begriffe bei <strong>Nohl</strong>“ (Schulze 1979, S. 560) bezeichnet. So bot <strong>die</strong>ser<br />

kritische Beitrag wahrlich Stoff für Diskussionen.<br />

In kürzeren Beiträgen auf der Festveranstaltung reagieren nun <strong>die</strong> der „Göttinger<br />

Schule“ zuzurechnenden Otto Friedrich Bollnow, Elisabeth Siegel <strong>und</strong> Erika Hoffmann,<br />

sowie Wolfgang Klafki. Klaus Mollenhauer sprach das Schlusswort.<br />

Otto Friedrich Bollnow192 antwortet: „Am Anfang steht natürlich der Begriff des<br />

Lebens. (…) Es ist ein Kampfbegriff.“ Er sei „mehr Nietzsche verwandt als Dilthey.<br />

(…) Solche Gr<strong>und</strong>begriffe sind nicht definierbar.“ (S. 565) In <strong>die</strong>sem Stil geht es<br />

weiter: „Seine ganze Pädagogik ist von einem solchen, stolzen <strong>und</strong> männlichen, sich<br />

seiner Kraft sicher fühlenden Leben bestimmt.“ (S. 567). Elisabeth Siegel193 kontert,<br />

<strong>Nohl</strong> habe <strong>die</strong> Schriften Freuds angeschafft <strong>und</strong> auch über Freud <strong>und</strong> Adler in seinen<br />

Seminarübungen gesprochen. Man müsse „nachsichtiger sein mit einem Mann, der<br />

192 Bollnow, Otto Friedrich: Diskussionsbeitrag beim Kolloquium zur wissenschaftsgeschichtlichen <strong>und</strong><br />

aktuellen Bedeutung der Pädagogik <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s, in: Die neue Sammlung. Vierteljahres-<strong>Zeit</strong>schrift für<br />

Erziehung <strong>und</strong> Gesellschaft, 19. Jg. (1979), S. 565–569.<br />

193 Siegel, Elisabeth: Diskussionsbeitrag beim Kolloquium zur wissenschaftsgeschichtlichen <strong>und</strong><br />

aktuellen Bedeutung der Pädagogik <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s, in: Die neue Sammlung. Vierteljahres-<strong>Zeit</strong>schrift für<br />

Erziehung <strong>und</strong> Gesellschaft, 19. Jg. (1979), S. 575–579.<br />

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