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Herman Nohl und die NS-Zeit

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I. Gr<strong>und</strong>positionen <strong>und</strong> Hauptwerke<br />

(über <strong>die</strong> Lehrbarkeit des Wissens <strong>und</strong> <strong>die</strong> Unlehrbarkeit der Tugend) über Sokrates,<br />

Platon <strong>und</strong> – ab <strong>und</strong> an – Aristoteles gemischt, mit dem Ziel, als eigentliche Fortsetzung<br />

der Antike <strong>die</strong> geisteswissenschaftliche Methode Diltheys vorzustellen <strong>und</strong> dessen<br />

„allmähliche Umsetzung des Mythos in Metaphysik“ herauszuarbeiten (<strong>Nohl</strong>: Sokrates,<br />

1904, S. 21).<br />

Das Manuskript bricht – für den Leser unvermittelt – ohne jegliche Zusammenfassung<br />

auf Seite 89 ab. So erhält man eher Einblicke in Bedingungen zeitgenössischer Promotionsverfahren<br />

<strong>und</strong> einen groben Überblick über Sokrates, als dass <strong>die</strong> Arbeit Zugänge<br />

zur Problematik der Ethik bei Platon aufzeigt. Für <strong>die</strong> Einschätzung der späteren<br />

Arbeiten <strong>Nohl</strong>s ist jedoch das Studium <strong>die</strong>ser ersten größeren Schrift <strong>und</strong> Qualifikationsarbeit<br />

insofern eine Hilfe, weil <strong>die</strong> Liebe zum Irrationalen, <strong>die</strong> Ablehnung von<br />

Beweisführung als rationalistisch, <strong>die</strong> Grobheit bei der Nutzung von Quellen <strong>und</strong><br />

Argumenten anderer Autoren hier bereits festgeschrieben <strong>und</strong> akzeptiert sind.<br />

5. Die sittlichen Gr<strong>und</strong>erfahrungen (1939) 44<br />

Die erste Auflage der Schrift „Die sittlichen Gr<strong>und</strong>erfahrungen“ (Frankfurt am Main<br />

1939) <strong>und</strong> <strong>die</strong> zweite <strong>und</strong> dritte Auflage (Frankfurt am Main 1947 bzw. 1949) sind<br />

gleichlautend. In der zweiten Auflage wurde vom Verlag eine biographische Skizze<br />

abgedruckt, <strong>die</strong> im Gr<strong>und</strong>e eine Lesart der Biographie <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s enthält, <strong>die</strong> bis<br />

heute, sechzig Jahre später, <strong>die</strong> Einschätzung weitgehend dominiert. Es heißt dort:<br />

„1933 begann der Kampf des Nationalsozialismus gegen <strong>die</strong>se Bewegung, <strong>Nohl</strong>s<br />

Schüler wurden überall abgesetzt, er selber zunächst kaltgestellt <strong>und</strong> dann 1937 aus<br />

dem Amt entlassen. Um <strong>die</strong> Position der Pädagogik zu behaupten, veröffentlichte er<br />

in <strong>die</strong>sen Jahren hintereinander <strong>die</strong> Bücher ‚Die pädagogische Bewegung in<br />

Deutschland <strong>und</strong> ihre Theorie‘, ‚Einführung in <strong>die</strong> Philosophie‘, ‚Die ästhetische<br />

Wirklichkeit‘, ‚Charakter <strong>und</strong> Schicksal, eine pädagogische Menschenk<strong>und</strong>e‘ <strong>und</strong><br />

‚Die sittlichen Gr<strong>und</strong>erfahrungen, eine Einführung in <strong>die</strong> Ethik‘. 1945 konnte er sein<br />

Amt an der Universität wieder übernehmen <strong>und</strong> gründete <strong>die</strong> <strong>Zeit</strong>schrift ‚Die Sammlung‘,<br />

<strong>die</strong> dem geistigen Wiederaufbau unseres Volkes gewidmet ist.“ (<strong>Nohl</strong>: Gr<strong>und</strong>erfahrungen,<br />

1939, S. 151)<br />

In <strong>die</strong>ser Schrift rekonstruiert <strong>Nohl</strong> zunächst <strong>die</strong> bekannten drei Schichten Platons<br />

(Trieb, Wille, Vernunft), wobei er nun <strong>die</strong> Lust, den Trieb als „biologische Schicht“<br />

definiert. Auch <strong>die</strong>se Schrift entwickelt Gr<strong>und</strong>fragen der Geschichte der Ethik sowie<br />

44<br />

<strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Die sittlichen Gr<strong>und</strong>erfahrungen. Eine Einführung in <strong>die</strong> Ethik (1939), 2. Auflage,<br />

Frankfurt am Main 1947.<br />

24

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