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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

<strong>NS</strong>DAP heißt es, <strong>Nohl</strong> stehe jetzt „auf dem Boden der Tatsachen“ <strong>und</strong> weiter: „Ver-<br />

sammlungen der <strong>NS</strong>DAP werden von ihm besucht <strong>und</strong> seine Opferwilligkeit wird als<br />

gut beurteilt.“ In dem schwer lesbaren Dokument vom 28.10.1944 heißt es nun über <strong>die</strong><br />

Ehefrau <strong>Nohl</strong>, es sei „bei Gelegenheit ihres Gesuchs um Aufnahme in d. R.-<br />

Musikkammer vom Rassenpol. Reichsamt <strong>die</strong> arische Abstammung festgestellt wor-<br />

den“.<br />

Zu den Merkwürdigkeiten solcher internen Berichte gehört auch, dass 1944 <strong>die</strong> Einschätzungen<br />

<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s von 1937 (Dokument 6) erneut vorgetragen <strong>und</strong> noch<br />

verstärkt wurden („aus hier vorliegenden Unterlagen aus dem Jahr 1937 geht hervor,<br />

dass Professor N. als Mitglied des ISK zu den stärksten Anhängern der KPD über seine<br />

demokratische Einstellung hinaus gerechnet werden konnte“), gleichzeitig aber <strong>die</strong><br />

Behauptung aufgestellt wurde, seine verstorbene Ehefrau sei nicht „Jüdin oder Mischling<br />

ersten Grades“ gewesen. Dies habe sich „nicht aufrecht erhalten lassen“. Die<br />

wiederholte Behauptung, <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> sei Anhänger der KPD gewesen, könnte möglicherweise<br />

auf eine Verwechslung mit seinem Bruder Johannes <strong>Nohl</strong> zurückgehen. Peter<br />

Dudek hat in einer Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> politisch weit links stehende Position von Johannes <strong>Nohl</strong><br />

im Kontakt mit Erich Mühsam detailliert nachgezeichnet. 131<br />

Das Dokument 7, der Entnazifizierungsfragebogen <strong>Nohl</strong>s vom Mai 1945, 132 bietet nun<br />

<strong>die</strong> Überraschung, dass er „eine zeitlang zahlendes Mitglied der SS“ war. Im Fragebogen<br />

selbst hat <strong>Nohl</strong> bei der Frage nach der Mitgliedschaft in der SS „nein“ eingetragen,<br />

mit dem Hinweis „vergleiche beiliegendes Blatt“. Auf <strong>die</strong>sem Beiblatt bleibt offen, wie<br />

lange <strong>Nohl</strong> („eine zeitlang“) Mitglied in der SS war <strong>und</strong> was er mit der Unterstreichung<br />

„zahlendes Mitglied“ aussagen wollte. Der Eintritt in <strong>die</strong> SS muss nach <strong>die</strong>ser Darstellung<br />

vor 1936 erfolgt sein, da <strong>Nohl</strong>s Frau 1936 verstorben war, seine Darstellung aber<br />

lautet: „In meiner Abwesenheit hatte man meiner Frau durch Drohungen <strong>die</strong> Einzeichnung<br />

in <strong>die</strong> Liste abgepresst, weil sie ‚nicht arisch‘ sei <strong>und</strong> wir unseren Sohn seit 1933<br />

in England erziehen ließen.“ <strong>Nohl</strong> hatte <strong>die</strong>se Erklärung den englischen Entnazifizierungsbehörden<br />

übergeben.<br />

131 Dudek, Peter: Ein Leben im Schatten. Johannes <strong>und</strong> <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> – zwei deutsche Karrieren im<br />

Kontrast. Heinz-Elmar Tenorth zum 60. Geburtstag, Bad Heilbrunn 2004.<br />

132 Entnazifizierungsfragebogen <strong>Nohl</strong>s vom 26.5.1945, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover,<br />

Signatur NdS. 171 Hildesheim, Nr. 311. [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:, S. 591–594]<br />

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