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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

jetzt <strong>die</strong> pädagogischen Energien aus ihrem latenten nationalen Gehalt wieder „natio-<br />

nalpädagogisch“ ausgerichtet werden können (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 16). Ausgangspunkt<br />

für seine ganzen Überlegungen ist „<strong>die</strong>ser neue Wille für das volkliche Ganze“<br />

(<strong>Nohl</strong> spricht tatsächlich von „volklich“, nicht von „völkisch“). Hier erweist sich <strong>Nohl</strong><br />

bereits 1932 als nationalistischer <strong>und</strong> „volklicher“ Denker, der zudem <strong>die</strong> Detailfrage<br />

der Bezirke des Ostens, für <strong>die</strong> er eine pädagogische Osthilfe mobilisieren will, zu einer<br />

„Lebensfrage unserer Nation“ hochstilisiert (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 15).<br />

Im Vortrag „Die pädagogische Osthilfe“ (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 17–34) 80 versucht<br />

<strong>Nohl</strong> durch <strong>die</strong> Unterscheidung von faustischer <strong>und</strong> idyllischer Geistigkeit dem Leser<br />

<strong>die</strong> Idylle der Wohnstube nahezubringen, hierbei sich auf Pestalozzi <strong>und</strong> Fröbel berufend.<br />

Aber bei aller Romantisierung warnt <strong>Nohl</strong>, bei der nachdrücklichen Aufforderung,<br />

in den Osten überzusiedeln, nicht nur davor, nicht „<strong>die</strong> richtige Frau“ dazu zu haben,<br />

sondern auch davor, „dass hier mit Romantik nicht geholfen ist, dass man arbeiten<br />

muss, kämpfen <strong>und</strong> aushalten, wie damals unsere Jugend im Schützengraben“ (<strong>Nohl</strong>:<br />

Osthilfe, 1933, S. 34).<br />

Im Aufsatz „Die sozialpädagogische <strong>und</strong> nationalpolitische Bedeutung der Kinderfürsorge<br />

auf dem Lande“ (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 43–50) 81 betont <strong>Nohl</strong> insbesondere<br />

<strong>die</strong> frühkindliche Erziehung in den „sprachgemischten Bezirken des Ostens“. Die<br />

Begründung, warum Deutsch schon in den ersten Jahren gelernt werden muss, ist, dass<br />

dann „mit der Sprache auch der Mythos in der Seele wächst, der alle spätere Entwicklung<br />

des Kindes <strong>und</strong> noch der Erwachsenen leitet“ (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 49). Hier ist<br />

also schon <strong>die</strong> irrationale Komponente des Nationalismus, der Mythos, bei <strong>Nohl</strong> 1932<br />

deutlich vorhanden. In massiver Form wird von <strong>Nohl</strong> zum Abschluss des Aufsatzes<br />

wieder <strong>die</strong> Wohnstube bemüht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Familie heroisiert. So heißt es:<br />

„Politik <strong>und</strong> Wirtschaft müssen ihr Werk tun, <strong>die</strong> Führer denken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Künstler<br />

schaffen, aber <strong>die</strong> letzte aufbauende <strong>und</strong> opferbereite Kraft unseres Volkes kommt<br />

aus dem ges<strong>und</strong>en Leben seiner Familien (…).“ (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 50)<br />

80 Vortrag in der „Ostmarkenwoche“, veranstaltet von der Deutschen Studentenschaft in Göttingen im<br />

Februar 1932, zuerst erschienen in: Die Erziehung. Monatsschrift für den Zusammenhang von Kultur <strong>und</strong><br />

Erziehung in Wissenschaft <strong>und</strong> Leben, 7. Jg. (1931/32), S. 449–461.<br />

81 Zuerst erschienen in: Kindergarten, <strong>Zeit</strong>schrift des Deutschen Fröbel-Verbandes, des Deutschen<br />

Verbandes für Schulkinderpflege <strong>und</strong> der Berufsorganisation der Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen <strong>und</strong><br />

Jugendleiterinnen e.V. (Kindergarten in Dorf <strong>und</strong> Siedlung, Sonderdruck), 73. Jg. (1932), S. 168–171.<br />

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