Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
6. Archivdokumente zu <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />
Aus dem umfangreichen <strong>und</strong> treffenden Werk Michael Grans über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> 125<br />
wurden für <strong>die</strong> Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong> aus den 53 dort faksimilierten Dokumen-<br />
ten sieben ausgewählt, <strong>die</strong> biographische Fragen seines bis heute nicht umfassend<br />
geklärten Ausscheidens aus der Universität Göttingen 1937 betreffen sowie seine<br />
Denunziation als der KPD nahe stehend, <strong>die</strong> Kennzeichnung seiner Frau als „jüdischer<br />
Mischling“ <strong>und</strong> seine Mitgliedschaft in der SS.<br />
Das Dokument 1, <strong>die</strong> Entlassungsurk<strong>und</strong>e <strong>Nohl</strong>s von 1937, 126 belegt, dass <strong>Nohl</strong><br />
sozusagen ehrenhaft im März 1937 aus der Universität Göttingen entlassen wurde. Der<br />
offizielle Gr<strong>und</strong> ist hier wie folgt fixiert: „Aus Anlass des Neuaufbaus des deutschen<br />
Hochschulwesens“. Bei der Auswertung der vorhandenen Dokumente <strong>und</strong> Quellen zur<br />
Entlassung <strong>Nohl</strong>s ergibt sich eine Gemengelage von Gründen <strong>und</strong> Ursachen. Unstrittig<br />
spielen Rivalitäten zwischen verschiedenen Erziehungswissenschaftlern in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
hierbei eine Rolle. Aber auch <strong>die</strong> formalen Begründungen der Reduzierung der Hochschullehrer<br />
in Göttingen sind von Bedeutung. Inwieweit <strong>Nohl</strong> selbst ein Jahr nach dem<br />
Tod seiner Frau hier aktiv war, weil er möglicherweise doch ernsthaft in England eine<br />
Professur annehmen wollte, bleibt als dritter Faktor ebenfalls unklar.<br />
Das Dokument 2, ein Schreiben des Göttinger Kreispersonalamtsleiters von 1937, 127<br />
beweist jedenfalls, dass noch 1937 <strong>die</strong> jüdische Mutter seiner Frau verschiedenen <strong>NS</strong>-<br />
Schergen ein Dorn im Auge war. Gerade in <strong>die</strong>sem Dokument vom 14.5.1937 wird<br />
seine Entlassung als „notwendige Folgerung seiner politisch völlig unzuverlässigen<br />
Haltung“ charakterisiert. Dabei griff der Berichterstatter zu dem völlig absurden <strong>und</strong><br />
unhaltbaren Argument, „er gehörte vor der Machtübernahme zu den intellektuellen<br />
Anhängern der KPD <strong>und</strong> hat sich als solcher aktiv betätigt“.<br />
125<br />
Gran, Michael: Das Verhältnis der Pädagogik <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s zum Nationalsozialismus, Hamburg<br />
2005.<br />
126<br />
Entlassungsurk<strong>und</strong>e <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s vom 30.3.1937 (unterzeichnet von Adolf Hitler <strong>und</strong> <strong>Herman</strong>n<br />
Göring), Niedersächsische Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Göttingen, Abteilung Handschriften <strong>und</strong><br />
alte Drucke (offizielle Schriftwechsel), Cod. Ms. H. <strong>Nohl</strong> 874/30. [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:<br />
S. 580]<br />
127<br />
Schreiben des Kreispersonalamtsleiters Göttingen an <strong>die</strong> Gauleitung der <strong>NS</strong>DAP, Gaupersonalamt<br />
Hannover vom 14.5.1937, B<strong>und</strong>esarchiv Berlin (ohne Kennung). [Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>:,<br />
S. 581]<br />
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