Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
heiten verweben“ (<strong>Nohl</strong>: Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 162). Bei seinen Überle-<br />
gungen beruft <strong>Nohl</strong> sich unter anderem auf N. Wegener <strong>und</strong> andere. 115<br />
<strong>Nohl</strong> betont in seinem zweiten Abschnitt den „modernen Rassebegriff“, der eben „eine<br />
letzte biologische Tiefe kennt, aus der unsere Geistigkeit emporsteigt, (…)“ (<strong>Nohl</strong>:<br />
Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 162). <strong>Nohl</strong> führt <strong>die</strong>sen Gedanke wie folgt fort:<br />
„Die letzten Jahrzehnte haben eine leidenschaftliche Bewegung in fast allen Völkern<br />
geweckt, <strong>die</strong> darauf aus ist, <strong>die</strong> tiefste Schicht zum Bewusstsein zu bringen <strong>und</strong> in<br />
reinen Formen auszuprägen, <strong>die</strong> Eigenheiten eines Blutstammes dadurch gleichsam<br />
zu festigen, ja zu verdichten <strong>und</strong> schöpferisch zu steigern. Tiefe instinktive Mächte<br />
sind hier an der Arbeit.“ (<strong>Nohl</strong>: Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 162)<br />
<strong>Nohl</strong> zieht hier eine Parallele zur biologischen Tatsache, dass es Männer <strong>und</strong> Frauen<br />
gibt. So gebe es eben auch verschiedene Rassen. Die Untersuchung der Charaktereigenschaften<br />
sei ähnlich schwierig:<br />
„Amerika mit seinem Rassengemisch gibt den günstigen Boden für solche Untersuchungen<br />
ab. Man prüft verschiedene Rassen unter den gleichen Bedingungen <strong>und</strong><br />
Angehörige der gleichen Rasse unter verschiedenen Bedingungen <strong>und</strong> kommt dabei<br />
zu interessanten Feststellungen.“ (<strong>Nohl</strong>: Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 163)<br />
Solche „interessanten Feststellungen“ folgen jedoch nicht. <strong>Nohl</strong> wendet sich seiner<br />
Betrachtungsweise zu, um Rassen zu beleuchten:<br />
„Damit wird <strong>die</strong> geisteswissenschaftliche Betrachtungsweise sichtbar, <strong>die</strong> nun hermeneutisch<br />
an <strong>die</strong> Lebensform der Rasse herangeht.“ (<strong>Nohl</strong>: Charakter <strong>und</strong> Schicksal,<br />
1938, S. 164, Hervorhebung im Original)<br />
Ob <strong>die</strong>se Methode ergiebig ist, sei hier dahingestellt. Das Ergebnis von <strong>Nohl</strong>s Überle-<br />
gungen lautet jedenfalls:<br />
„So stellt sie z. B. bei den Germanen <strong>die</strong> zweckfreie Kraftäußerung fest (…).“ (<strong>Nohl</strong>:<br />
Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 164)<br />
Die Schwierigkeit der Beurteilung solcher Ergebnisse löst <strong>Nohl</strong> mit dem Begriff des<br />
„Mythos“:<br />
„Solches Ethos <strong>und</strong> solcher Lebensstil ist dann aber nicht mehr in einer objektiven<br />
Schicht zu suchen, sondern auch hier sind wie in der Geschlechter-Psychologie<br />
Wirklichkeit <strong>und</strong> Ideal nicht trennbar, <strong>und</strong> auch hier wird man zurückgeführt bis in<br />
das ursprünglichste Erscheinen des rassischen Wesens in Mythos <strong>und</strong> Sage.“ (<strong>Nohl</strong>:<br />
Charakter <strong>und</strong> Schicksal, 1938, S. 164)<br />
115 Wegner, Richard N.: Volkslied, Tracht <strong>und</strong> Rasse. Bilder <strong>und</strong> alte Lieder deutscher Bauern (mit einer<br />
nur für <strong>die</strong>ses Werk hergestellten Schallplatte mit Stücken aus alten Liedern deutscher Rassen), München<br />
1934; Lendvai-Dircksen, Erna: Das deutsche Volksgesicht, Berlin ohne Jahr (1932) <strong>und</strong> Wähler, Martin:<br />
Der deutsche Volkscharakter. Eine Wesensk<strong>und</strong>e der deutschen Volksstämme <strong>und</strong> Volksschläge, Jena<br />
1937.<br />
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