Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
Rassentheorie. Diese drei Merkmale der <strong>NS</strong>-Bewegung sind nach <strong>Nohl</strong> eher nebensäch-<br />
lich, zeitweilig <strong>und</strong> untergeordnet. Es ist im Kern <strong>die</strong> Position, mit der später Hinden-<br />
burg, trotz ähnlicher Kritiken, Hitler das Kanzleramt übergab, ohne mit der <strong>NS</strong>DAP in<br />
jedem Punkt im Detail einverstanden zu sein.<br />
Dies ist ein Dokument des Bündnisses <strong>und</strong> des Bündnisangebotes der deutschnationalen<br />
reaktionären Bewegung mit <strong>und</strong> an <strong>die</strong> <strong>NS</strong>-Bewegung auf der pädagogischen Ebene.<br />
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* * *<br />
Auch das 1933 verfasste Nachwort (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 93–96) <strong>die</strong>ses Sammelbands<br />
bleibt teilweise in <strong>die</strong>sem Rahmen, wenngleich <strong>die</strong> kräftige Unterstützung des<br />
<strong>NS</strong>-Regimes <strong>und</strong> <strong>die</strong> abschließende Berufung auf Mussolini im Vordergr<strong>und</strong> steht. <strong>Nohl</strong><br />
schildert einleitend, dass auch praktisch <strong>die</strong> in der Aufsatzsammlung enthaltenen<br />
Vorschläge in einzelnen Punkten realisiert worden seien <strong>und</strong> reagiert kurz auf einige<br />
Rezensionen in Fachzeitschriften. Die letzten beiden Absätze des Nachworts lassen –<br />
sozusagen in Reinkultur – erkennen, was wir an verschiedenen Stellen bei <strong>Nohl</strong> immer<br />
wieder erleben: begeisterte Zustimmung in starken Worten bei gleichzeitiger Mahnung,<br />
<strong>die</strong> pädagogische Methode nicht zu vernachlässigen. Die Zustimmung zum <strong>NS</strong>-Regime<br />
liest sich wie folgt:<br />
„Hinter dem begrenzten pädagogischen Werk, das <strong>die</strong>se Vorträge aufzuzeigen suchen,<br />
sind jetzt <strong>die</strong> gigantischen Umrisse eines sehr viel größeren erschienen, der<br />
neuen Gestaltung unseres gesamten deutschen Daseins, <strong>und</strong> vieles von dem, um das<br />
<strong>die</strong> pädagogische Bewegung im Verein mit Jugendbewegung <strong>und</strong> Volkshochschulbewegung<br />
seit Kriegsende gerungen hat, ist plötzlich in greifbare Nähe gerückt. Die<br />
politische Macht hat mit einem Schlag <strong>die</strong> äußere Einheit des Willens verwirklicht,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> elementare Voraussetzung auch der nationalen Erziehung ist. Dass <strong>die</strong> Potestas<br />
eine eminent pädagogische Bedeutung hat, ist dem, der es noch nicht wusste,<br />
jetzt auf das großartigste offenbart worden, wenn auch wohl niemand <strong>die</strong> hemmungslose<br />
Wucht <strong>die</strong>ser ‚Gleichschaltung‘ der Herzen <strong>und</strong> der Hirne geahnt hat. Die<br />
Überwindung des Partikularismus in jeder Gestalt <strong>und</strong> eine neue Volkswerdung sind<br />
jedem sichtbar.“ (<strong>Nohl</strong>: Osthilfe, 1933, S. 95)<br />
Nun folgt das „ja, aber“: <strong>Nohl</strong> hat Angst um den Bestand <strong>die</strong>ser Erfolge, da mit Suggestion<br />
<strong>und</strong> Psychotechnik allein <strong>die</strong> Sache keinen Bestand habe, wenn sie nicht in <strong>die</strong><br />
Tiefe gehe.<br />
„Soll eine Gesinnung mehr sein als ein mystischer Glaube <strong>und</strong> der harten Not des<br />
Lebens gegenüber standhalten, so muss der Hingabe des Augenblicks mit ihrer Begeisterung<br />
<strong>und</strong> ihrem Schwung <strong>die</strong> freie Einsicht folgen, muss <strong>die</strong> neue Haltung getragen<br />
sein von einem Reichtum von Kräften, <strong>die</strong> das Heute an <strong>die</strong> Ewigkeit <strong>und</strong> ihre