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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

lich wirklich definiert, führt zu unendlichen Publikationen <strong>und</strong> Polemiken im Rahmen<br />

des <strong>NS</strong>-Systems.<br />

Die <strong>Nohl</strong>’sche Formel lautet: Wir sind noch keine einheitliche Rasse, wir müssen erst<br />

eine werden, auch durch geistige Zucht. Das entspricht in etwa auch den Positionen<br />

Ernst Kriecks <strong>und</strong> birgt – in sich logisch – auch ein Aufgabenfeld für <strong>die</strong> „geistige<br />

Zucht“, eben <strong>die</strong> Nationalpädagogik. Würde alles allein biologisch, auf Gr<strong>und</strong> der schon<br />

vorhandenen arischen Rasseneigenschaften laufen, gäbe es etwa für den Bildungs- <strong>und</strong><br />

Propagandaminister Goebbels, für <strong>die</strong> <strong>NS</strong>DAP etc. gar nichts mehr zu tun, allein <strong>die</strong><br />

Biologen <strong>und</strong> Rassentheoretiker, <strong>die</strong> Mediziner hätten das Wort. <strong>Nohl</strong> greift nun erneut<br />

auf Platons „Politeia“ zurück. <strong>Nohl</strong> fasst Platon wie folgt zusammen:<br />

66<br />

„(…) ein Typus erwächst nur, wo ein politischer Wille ist, der sich zur Führung erzieht,<br />

<strong>und</strong> er wächst immer nur von oben nach unten, nicht umgekehrt. Das hat am<br />

konsequentesten Plato in der großen Typenzucht seines Staates entwickelt. Er denkt<br />

nur an <strong>die</strong> Erziehung der Herrenschicht, weil ihm selbstverständlich ist, dass dann<br />

das ganze Volk seine Form bekommt, so wie er mit aller Klarheit betont, dass auch<br />

<strong>die</strong> Verwahrlosung eines Volkes nicht von unten, sondern immer von oben beginnt,<br />

eben wenn <strong>die</strong> Zuchtform der führenden Schicht zerfällt. Gewiss ist ihm <strong>die</strong>se Herrenschicht<br />

auch rassenmäßig begründet, aber <strong>die</strong> Zucht ist vor allem geistige Zucht,<br />

Disziplin, gründet in der richtigen Verfassung der Seele <strong>und</strong> ist das Erzeugnis des<br />

Hen Mega der Erziehung. Und <strong>die</strong>se Formung fordert Entsagung, Verzicht, insbesondere<br />

auch Verzicht auf <strong>die</strong> Freiheit des individuellen Willens in allen geistigen<br />

Richtungen, radikal aber bei ihm für Beruf, Eigentum <strong>und</strong> Ehe.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />

1933/34, S. 84)<br />

<strong>Nohl</strong> referiert nun, an Lichtwark 102 orientiert, dass der eigentliche deutsche Typus der<br />

des gebildeten Offiziers sein müsse, <strong>die</strong> „Kombination von Offizier, Oberlehrer <strong>und</strong><br />

Professor“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 89), beklagt einseitige geistige Bildung <strong>und</strong><br />

Missachtung des Körpers <strong>und</strong> hebt hervor, dass Ernst Krieck am energischsten auf <strong>die</strong><br />

„Bedeutung der Zuchtform“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 89) hingewiesen habe.<br />

Von Platon über Lichtwark, Krieck bis zur Praxis der bündischen Jugendbewegung<br />

waren also <strong>die</strong> einzelnen theoretischen <strong>und</strong> praktischen Elemente vorhanden, aber eben<br />

nicht auf <strong>die</strong> rechte Art verb<strong>und</strong>en, „ihr fehlte das politische Knochengerüst“ (<strong>Nohl</strong>:<br />

Vorlesung, 1933/34, S. 90), um mit <strong>Nohl</strong> zu sprechen. Und nun kommt <strong>die</strong> eigentliche<br />

Pointe der gesamten Vorlesung:<br />

102 <strong>Nohl</strong> bezieht sich auf <strong>die</strong> Schrift Lichtwark, Alfred: Das Bild des Deutschen, Langensalza ohne Jahr<br />

(1930).

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