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Herman Nohl und die NS-Zeit

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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />

wissenschaftlichen Begrifflichkeit der Erziehungswissenschaft heraus nicht der Pädago-<br />

gik zugerechnet werden könne: „In Wirklichkeit war <strong>die</strong> nationalpädagogische ‚Aufga-<br />

be‘ ein politisches Programm, das lediglich über vage Analogiebildung als pädagogi-<br />

sches etikettiert werden konnte.“ (Lingelbach 2000, S. 143) Lingelbach verifiziert <strong>die</strong>se<br />

These anhand der politischen Entscheidungen in den Jahren 1930/31. Während Adolf<br />

Reichwein bewusst 1930, nach den Wahlerfolgen der <strong>NS</strong>DAP im September, in <strong>die</strong><br />

SPD eingetreten war, habe <strong>Nohl</strong> sich politisch spätestens im Juli 1931, bei der Vorstel-<br />

lung seines Programms der „Osthilfe“, der sich abzeichnenden Hitler-Hugenberg-<br />

Koalition angeschlossen <strong>und</strong> sich damit „zum antidemokratischen Lager“ (Lingelbach<br />

2000, S. 145) hin orientiert.<br />

Als eine Art Etikettenschwindel sieht Lingelbach auch <strong>die</strong> Theorie der drei Phasen der<br />

pädagogischen Bewegung als angeblich eigenlogisches Entwicklungsgesetz. So wird<br />

von <strong>Nohl</strong> mehr oder minder bewusst <strong>die</strong> Analyse der gesellschaftspolitischen Entwicklung<br />

ausgeklammert. Lingelbach, der im Folgenden Punkt für Punkt <strong>die</strong> eugenischen<br />

<strong>und</strong> rassentheoretischen Positionen <strong>Nohl</strong>s im Vorlesungsmanuskript 1933/34 im<br />

Anschluss an Hasko Zimmer zusammenfasst <strong>und</strong> kritisiert, hält es auch für wahrscheinlich,<br />

dass <strong>Nohl</strong> 1937 in der verschärften Rivalität zwischen Krieck <strong>und</strong> Baeumler durch<br />

seine Hinwendung zu Krieck an Baeumler <strong>und</strong> Rosenberg scheiterte. So diagnostiziert<br />

Lingelbach bei <strong>Nohl</strong> nicht nur eine Verschleierung der Grenzverschiebung zwischen<br />

Pädagogik <strong>und</strong> Politik, sondern problematisiert abschließend auch <strong>die</strong> idyllische Darstellung<br />

von Volksgemeinschaft einerseits <strong>und</strong> pädagogischem Bezug andererseits als<br />

„Verschleierung tatsächlicher Abhängigkeitsverhältnisse“ (Lingelbach 2000, S. 155).<br />

Das Thema von Dorle Klikas 2000 erschienener Habilitationsschrift „<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>“ 238<br />

ist dessen „Pädagogischer Bezug“ in Theorie, Biographie <strong>und</strong> Handlungspraxis. Die<br />

Besonderheit <strong>die</strong>ser Untersuchung liegt zweifellos im Anliegen eines besseren „Verstehens“<br />

der Theorie <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s über den pädagogischen Bezug durch eine Annäherung<br />

an seine Biographie, wie sie sich auch in Briefen, Berichten <strong>und</strong> insbesondere auch<br />

in der Spurensuche in seinem Domizil Lippoldsberg niederschlagen. Ein besonderes<br />

Augenmerk richtet Klika dabei auf das Thema <strong>Nohl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frauen.<br />

238 Klika, Dorle: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>. Sein „Pädagogischer Bezug“ in Theorie, Biographie <strong>und</strong> Handlungspraxis<br />

(Beiträge zur historischen Bildungsforschung, Band 25), Köln/Weimar/Wien 2000.<br />

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