Herman Nohl und die NS-Zeit
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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />
Im abschließenden fünften Teil werden wichtige Beiträge <strong>Nohl</strong>s nach 1945, aber auch<br />
das unveröffentlichte Memorandum an Major Wilson chronologisch vorgestellt <strong>und</strong><br />
analysiert sowie mit den bisherigen Schriften <strong>Nohl</strong>s konfrontiert. Gran lässt seine Arbeit<br />
mit einem Überblick über <strong>die</strong> aktuelle Diskussion um <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> ausklingen, wobei<br />
er insbesondere der Analyse des Vorlesungsmanuskripts 1933/34 von Klafki <strong>und</strong><br />
Brockmann detailliert widerspricht.<br />
Durch das umfangreiche Quellenmaterial, das Gran auswertet, kann <strong>die</strong>se Dissertation<br />
als eine Arbeit eingeschätzt werden, an der keine weitere Analyse über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />
vorbeigehen kann <strong>und</strong> deren logischer <strong>und</strong> empirischer Beweisführung sich <strong>die</strong> Erziehungswissenschaft<br />
in Deutschland nur schwer wird entziehen können.<br />
Im 2006 erschienenen Sammelband „Pädagogik im Militarismus <strong>und</strong> im Nationalsozialismus.<br />
Japan <strong>und</strong> Deutschland im Vergleich“ 264 sind für <strong>die</strong> vorliegende Stu<strong>die</strong> vor<br />
allem <strong>die</strong> Beiträge von Heinz-Elmar Tenorth <strong>und</strong> Hasko Zimmer von Interesse. Heinz-<br />
Elmar Tenorth schildert in seinem Aufsatz mit wichtigen Literaturhinweisen <strong>die</strong><br />
„Eugenik im pädagogischen Denken des nationalsozialistischen Deutschland – oder:<br />
Rassismus als Grenzbegriff der Pädagogik“ 265 , geht aber trotz der Debatte über <strong>die</strong><br />
Vorlesung <strong>Nohl</strong>s von 1933/34 mit keinem Wort auf <strong>die</strong>ses Manuskript ein. Das ist umso<br />
bedauerlicher, da auch Hasko Zimmer, der bereits in den 1990er Jahren mehrere<br />
gewichtige Aufsätze zu <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> publiziert hat, in seinem Beitrag „Geisteswissenschaftliche<br />
Pädagogik <strong>und</strong> Nationalsozialismus: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>“ 266 <strong>die</strong> Vorlesung <strong>Nohl</strong>s<br />
bewusst nicht in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt. 267<br />
264 Horn, Klaus-Peter/Ogasawara, Michio/Sakakoshi, Masaki/Tenorth, Heinz-Elmar/Yamana, Jun/Zimmer,<br />
Hasko (Hrsg.): Pädagogik im Militarismus <strong>und</strong> im Nationalsozialismus. Japan <strong>und</strong> Deutschland im<br />
Vergleich, Bad Heilbrunn 2006.<br />
265 Tenorth, Heinz-Elmar: Eugenik im pädagogischen Denken des nationalsozialistischen Deutschland –<br />
oder: Rassismus als Grenzbegriff der Pädagogik, in: Horn, Klaus-Peter/Ogasawara, Michio/Sakakoshi,<br />
Masaki/Tenorth, Heinz-Elmar/Yamana, Jun/Zimmer, Hasko (Hrsg.): Pädagogik im Militarismus <strong>und</strong> im<br />
Nationalsozialismus. Japan <strong>und</strong> Deutschland im Vergleich, Bad Heilbrunn 2006, S. 33–44.<br />
266 Zimmer, Hasko: Geisteswissenschaftliche Pädagogik <strong>und</strong> Nationalsozialismus: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>, in:<br />
Horn, Klaus-Peter/Ogasawara, Michio/Sakakoshi, Masaki/Tenorth, Heinz-Elmar/Yamana, Jun/Zimmer,<br />
Hasko (Hrsg.): Pädagogik im Militarismus <strong>und</strong> im Nationalsozialismus. Japan <strong>und</strong> Deutschland im<br />
Vergleich, Bad Heilbrunn 2006, S. 83–98.<br />
267 Verw<strong>und</strong>erlich ist, dass bei der Darstellung der Konzeption <strong>Nohl</strong>s von 1933, insbesondere bei der<br />
Darstellung von <strong>Nohl</strong>s Konstrukt der „Deutschen Bewegung“, festgestellt wird: „Dieses Konzept als<br />
Ausdruck nationalistischen Denkens zu verstehen, wäre allerdings verfehlt.“ Das von Zimmer vorgebrachte<br />
Argument, dass <strong>Nohl</strong> „nationale stets als kulturelle Fragen“ verstanden habe (Zimmer 2000,<br />
S. 89), ist zwar richtig, stimmt aber auch in der Umkehrung. Kulturelle Fragen, ja selbst ästhetische<br />
Fragen waren für <strong>Nohl</strong> stets nationale Fragen, <strong>und</strong> daher ist seine Konzeption sehr wohl Ausdruck seines<br />
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