Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
I. Gr<strong>und</strong>positionen <strong>und</strong> Hauptwerke<br />
6. Pädagogik aus dreißig Jahren (1949) 45<br />
In <strong>die</strong>sem Sammelband sind auf gut dreih<strong>und</strong>ert Seiten dreißig Aufsätze aus – grob<br />
gerechnet – dreißig Jahren versammelt. Vermutlich wegen der dort enthaltenen Defini-<br />
tion der sogenannten „Deutschen Bewegung“ hat <strong>Nohl</strong> einen einzigen Beitrag aus der<br />
<strong>Zeit</strong> des Kaiserreichs mit aufgenommen, „Die Deutsche Bewegung <strong>und</strong> <strong>die</strong> idealisti-<br />
schen Systeme“ (1911/12). Sechs <strong>die</strong>ser Aufsätze wurden nach 1945 verfasst. Den<br />
Hauptteil bilden <strong>die</strong> – nicht chronologisch geordneten – zwei<strong>und</strong>zwanzig Aufsätze, <strong>die</strong><br />
in den Jahren 1920 bis 1932, also in der <strong>Zeit</strong> der Weimarer Republik, verfasst wurden.<br />
Lediglich ein einziges Manuskript („Der Bürger“) aus den Jahren 1933–45 wurde<br />
veröffentlicht. Es handelt sich um das Manuskript jenes Beitrags, der 1937 in der<br />
<strong>Zeit</strong>schrift „Die Erziehung“ nicht veröffentlicht wurde, woraufhin <strong>Nohl</strong> als Mitheraus-<br />
geber der <strong>Zeit</strong>schrift zurücktrat. 46<br />
Es ist plausibel, dass <strong>die</strong> Formulierungen in <strong>die</strong>sem Sammelband wirkungsgeschichtlich<br />
eine größere Rolle gespielt haben als manch anderes Buch. Wirklich Neues enthält er im<br />
Gr<strong>und</strong>e nur in den fünf Aufsätzen, <strong>die</strong> nach 1945 verfasst wurden.<br />
„Die Einheit eines neuen Ideals vom deutschen Menschen“<br />
Im Aufsatz „Die Einheit der pädagogischen Bewegung“ (1926) 47 wird der Gr<strong>und</strong>te-<br />
nor <strong>Nohl</strong>s deutlich, sich als großer Mentor der verschiedenen Teilrichtungen „unserer<br />
pädagogischen Revolution“ (<strong>Nohl</strong>: Dreißig Jahre, 1949, S. 21) vorzustellen, der an <strong>die</strong><br />
„Einheit“ appelliert. Bei allen nötigen Teilaspekten, seien es Landschulheimbewegung,<br />
Arbeitschule, Kunsterziehungsbewegung etc., geht es – so <strong>Nohl</strong> – um einen zentralen<br />
Punkt, einen innersten „Wesenszug“: „<strong>die</strong> Einheit eines neuen Ideals vom deutschen<br />
Menschen <strong>und</strong> von einer höheren geistigen Volkskultur“ (<strong>Nohl</strong>: Dreißig Jahre, 1949,<br />
S. 21). Die „pädagogische Revolution“ richtet sich seit 1901, seit dem Dresdener<br />
Kunsterziehungstag, gegen <strong>die</strong> „Verstandesschule“ <strong>und</strong> – in Ausdehnung auf <strong>die</strong><br />
45 <strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Pädagogik aus dreißig Jahren, Frankfurt am Main 1949.<br />
46 Siehe hierzu auch <strong>die</strong> Anmerkung auf S. 307 des Sammelbands „Pädagogik aus dreißig Jahren“. Der<br />
Aufsatz erschien daher erstmals nach 1945 in der <strong>Zeit</strong>schrift „Die Sammlung“. Ob <strong>die</strong> nach 1945<br />
veröffentlichte Fassung mit der Fassung übereinstimmt, <strong>die</strong> 1937 publiziert werden sollte, konnte nicht<br />
geklärt werden, da <strong>Nohl</strong>s Manuskript in der Handschriftenabteilung der Bibliothek der Universität<br />
Göttingen, in der sich <strong>Nohl</strong>s Nachlass befindet, nicht vorhanden ist.<br />
47 <strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Die Einheit der pädagogischen Bewegung (1926), in: <strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Pädagogik aus<br />
dreißig Jahren, Frankfurt am Main 1949, S. 21–27. Zuerst erschienen in: Die Erziehung. Monatsschrift für<br />
den Zusammenhang von Kultur <strong>und</strong> Erziehung in Wissenschaft <strong>und</strong> Leben, 2. Jg. (1926/27), Heft 1,<br />
S. 57–61.<br />
26