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Herman Nohl und die NS-Zeit

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IV. Zum Forschungsstand über <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong><br />

Die <strong>Nohl</strong>-Schülerin Elisabeth Blochmann veröffentlicht 1969 ihre ausgesprochen<br />

lesenswerte <strong>und</strong> informative Monographie „<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> in der pädagogischen Bewe-<br />

gung seiner <strong>Zeit</strong>“ 173 . Auf 230 Seiten gibt Blochmann nicht nur einen Überblick über <strong>die</strong><br />

Umstände der Entstehung von <strong>Nohl</strong>s gr<strong>und</strong>legenden Schriften, sondern schildert dabei<br />

auch <strong>die</strong> zeitgeschichtlichen Umstände unter Hinzuziehung nicht veröffentlichter Briefe<br />

<strong>und</strong> Dokumente. Blochmann, selbst vom <strong>NS</strong>-Regime aus rassistischen Gründen ver-<br />

folgt, steht in einem ihn in jeder Hinsicht verteidigenden Verhältnis zu <strong>Nohl</strong>. Er wird als<br />

„gutgläubig“ dargestellt <strong>und</strong> somit auch seine Unterstützung des deutschen Kaisers <strong>und</strong><br />

der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg gerechtfertigt (Blochmann 1969, S. 71).<br />

So gibt Blochmann unfreiwillig eine Fülle von Hinweisen, <strong>die</strong> bei genauerem Hinsehen<br />

auf <strong>die</strong> gr<strong>und</strong>legende Problematik <strong>Nohl</strong>s aufmerksam machen. Sie verweist darauf, dass<br />

in seinen nachgelassenen Papieren auch ein besonderes Interesse für <strong>die</strong> Militärpädago-<br />

gik deutlich wird, ein Themenbereich, der vor allem von <strong>Nohl</strong>s Schüler Erich Weniger<br />

aufgegriffen wurde.<br />

Blochmann betont auch <strong>die</strong> Methodik <strong>Nohl</strong>s, bei späterem Abdruck von pädagogischen<br />

<strong>und</strong> politischen Aufsätzen nichts zu verändern, damit <strong>die</strong> Leser, wie sie <strong>Nohl</strong> zitiert,<br />

„Vertrauen zu dem haben“ (Blochmann 1969, S. 86), was er nun sagen werde. In<br />

seinem Vorwort zu den pädagogischen <strong>und</strong> politischen Aufsätzen schrieb <strong>Nohl</strong> ausdrücklich,<br />

dass jede Änderung „wie eine Fälschung meiner Vergangenheit aussehen<br />

würde“ (Blochmann 1969, S. 86). 174<br />

Blochmann verwendet den Ausdruck von der „realistischen Wendung“ (Blochmann<br />

1969, S. 113), <strong>die</strong> <strong>Nohl</strong>s Bemühungen um <strong>die</strong> Pädagogik genommen habe. Von ihr<br />

stammt hier auch eine Interpretation der Schrift <strong>Nohl</strong>s zur Osthilfe als „nationalpolitische<br />

Aufgabe“, in der angeblich der Begriff „völkisch“ nirgends vorkomme. Zielgenau<br />

formulierte Blochmann, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Texte <strong>Nohl</strong>s sehr genau kannte, zu seiner Verteidigung:<br />

„Das von <strong>Nohl</strong> in <strong>die</strong>sen Jahren Gewollte ist unzweideutig vom Nationalsozialismus<br />

unterschieden, durch <strong>die</strong> wache Humanität, <strong>die</strong> seinen sozialpädagogischen Willen<br />

beseelte. Der Begriff ‚völkisch‘ kommt dabei nirgends vor.“ (Blochmann 1969,<br />

S. 125)<br />

173<br />

Blochmann, Elisabeth: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> in der pädagogischen Bewegung seiner <strong>Zeit</strong> 1879–1960,<br />

Göttingen 1969.<br />

174<br />

<strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Pädagogische <strong>und</strong> politische Aufsätze, Jena 1919 bzw. <strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Pädagogische<br />

Aufsätze, 2. vermehrte Auflage, Langensalza/Berlin/Leipzig 1929, dort: Vorwort zur ersten Auflage<br />

(ohne Seitenzahl).<br />

113

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