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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

Dieses Dokument, das <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> selbst 1934 publizieren wollte (wozu es aber nicht<br />

kam), 87 ist von seiner ganzen Anlage <strong>und</strong> Struktur her prädestiniert, <strong>die</strong> Problematik des<br />

Wirkens <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> zu beleuchten. <strong>Nohl</strong> schreibt in einem R<strong>und</strong>brief<br />

im April 1940: „Meine Vorlesung über <strong>die</strong> ‚Gr<strong>und</strong>lagen der nationalen Erziehung‘ aus<br />

dem Wintersemester 1933/34 habe ich auf Wunsch abschreiben lassen <strong>und</strong> Abschriften<br />

sind zum Preise von 5 Mark bei mir zu haben.“ 88<br />

Dieses Dokument zu analysieren, beinhaltet im Gr<strong>und</strong>e auch, Gemeinsamkeiten <strong>und</strong><br />

Unterschiede mit den Veröffentlichungen <strong>Nohl</strong>s vor 1933 <strong>und</strong> nach 1945 mit zu beden-<br />

ken.<br />

Die Analyse ergibt, dass <strong>die</strong> entscheidenden Änderungen in <strong>die</strong>sem Text gegenüber<br />

<strong>Nohl</strong>s vor 1933 verfassten Schriften <strong>die</strong> theoretische Beschäftigung mit dem Begriff der<br />

Rasse <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zustimmung zur nationalsozialistischen Eugenik sind. Während der<br />

Rassebegriff in der 1938 erschienen Schrift „Charakter <strong>und</strong> Schicksal“ eng verb<strong>und</strong>en<br />

mit der Frage „der Deutschen“ als Nation diskutiert wird, gibt <strong>Nohl</strong> in <strong>die</strong>sem Vorlesungsmanuskript<br />

eugenischen Gesichtspunkten <strong>und</strong> rassistischer Auslesephilosophie<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Gleich nach der siebenseitigen Einleitung über das individuelle, sokratischpädagogische<br />

Denken einerseits <strong>und</strong> das platonische, auf Gemeinschaft <strong>und</strong> Staat<br />

(„Nationalerziehung“ nach <strong>Nohl</strong>) ausgerichtete pädagogische Denken anderseits,<br />

beginnt <strong>Nohl</strong> mit der biologischen Seite <strong>die</strong>ser Frage. Er begründet den Aufbau seiner<br />

Vorlesung nicht, sondern stellt fest:<br />

„Wir suchen im ersten Abschnitt <strong>die</strong> Elemente des Aufbaus für unser Dasein als<br />

Volk, 1) <strong>die</strong> biologische Substanz <strong>die</strong>ses Volks mit allem, was man Eugenik nennt,<br />

seine Gliederungen in Stadt <strong>und</strong> Land, das Leben seiner Familie <strong>und</strong> das Verhältnis<br />

seiner Generationen, <strong>und</strong> 2) seine Volksgeistigkeit mit Sprache, Mythos, Sitte, Kunst<br />

<strong>und</strong> Festen, allem, was man <strong>die</strong> Heimat nennt. (…) es ist das ganz Neue unserer Nationallage,<br />

dass <strong>die</strong> volkserzieherische Aufgabe bis in <strong>die</strong> biologische Substanz unseres<br />

Volkes selbst hinunterreicht, an den Brunnen seines Lebens.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />

1933/34, S. 6 f.)<br />

87 Siehe R<strong>und</strong>brief <strong>Nohl</strong>s vom 5.3.1934, in: Zimmer, Hasko: Die Hypothek der Nationalpädagogik.<br />

<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>, der Nationalsozialismus <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pädagogik nach Auschwitz, in: Beutler, Kurt/Wiegmann,<br />

Ulrich (Red.): Auschwitz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pädagogik (Jahrbuch für Pädagogik 1995), Frankfurt am<br />

Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1995, S. 100.<br />

88 Niedersächsische Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. H. <strong>Nohl</strong> 646g/40, zitiert nach:<br />

Gran, Michael: Das Verhältnis der Pädagogik <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>s zum Nationalsozialismus, Hamburg 2005,<br />

S. 337.<br />

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