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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

Um nicht an <strong>die</strong>ser Stelle Fragen des Nationalsports in der <strong>Zeit</strong> des Nationalsozialismus<br />

vertiefend zu behandeln, wird zu den letzten beiden Kapiteln <strong>die</strong>ser Vorlesung überge-<br />

gangen.<br />

Zum achten Kapitel „Die Willensform des Staates <strong>und</strong> <strong>die</strong> politische Erziehung“:<br />

Die „Erfahrung des Krieges“, „<strong>die</strong> neue Staatsjugend formen: Hitlerjugend <strong>und</strong><br />

S. A.“ <strong>und</strong> <strong>die</strong> „Ausrichtung auf den höchsten Führer des Staates“<br />

Angesichts der deutschen Minderheiten im Ausland unterscheidet <strong>Nohl</strong> – sich auf Ulitz,<br />

einen Führer der Sudetendeutschen stützend – zwischen den „volksdeutschen“ Aufgaben<br />

<strong>und</strong> den staatspolitischen Aufgaben. Die drei Funktionen in der Hand des Staates –<br />

Macht, Recht <strong>und</strong> Kultur – werden angeführt <strong>und</strong> von den Theorien der englischen <strong>und</strong><br />

französischen Soziologen mit ihrem „Gesellschaftsbegriff“ en passant abgegrenzt.<br />

Dagegen wird der Staat in <strong>die</strong> „deutsche Tradition“ gestellt: Die deutschen Staatsphilosophen<br />

haben dem Staat, so <strong>Nohl</strong> „eine ganz besondere Stellung <strong>und</strong> Heiligkeit“ (<strong>Nohl</strong>:<br />

Vorlesung, 1933/34, S. 111) gegeben.<br />

Platons „Der Staat“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, 6. Buch) wird hier erneut von <strong>Nohl</strong><br />

bemüht (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 114), um den Staat als Zusammenkommen von<br />

Macht <strong>und</strong> Philosophie zu charakterisieren. Die politische Erziehung im Rahmen der<br />

nationalen Erziehung wird anknüpfend an Kerschensteiners staatsbürgerliche Erziehung<br />

nun von <strong>Nohl</strong> zunächst auf den Ersten Weltkrieg als Modell zurückgeführt:<br />

72<br />

„Der Krieg brachte dann eine großartige Steigerung der herrschaftlichen Ordnung.<br />

Zucht, Unterordnung, Dienst waren <strong>die</strong> neuen Erfahrungen.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />

1933/34, S. 116 f.)<br />

Das war, so <strong>Nohl</strong>, jedoch nicht <strong>die</strong> einzige Erfahrung, da beim Ende des verlorenen<br />

Krieges Zucht <strong>und</strong> Führung wieder verloren gingen:<br />

„Diese Auflösung begann beim Militär, ergriff dann <strong>die</strong> Beamtenorganisation wie<br />

<strong>die</strong> Fabrik-Organisation, um schließlich jedes Zusammenwirken, in dem noch Herrschaftsverhältnisse<br />

bestanden, aufzuheben. Der Schülerstreik <strong>und</strong> das Komitee zur<br />

Revolutionierung der Jugend waren <strong>die</strong> letzten lächerlichen Konsequenzen, <strong>die</strong> Forderung<br />

eines Aufbaus der Schule ohne jede personale Autorität, rein genossenschaftlich<br />

aus den Lebensnotwendigkeiten der Gemeinschaft.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34,<br />

S. 117)<br />

Doch <strong>die</strong> bündische Jugend hielt nach <strong>Nohl</strong> dagegen, entwickelte das „Verhältnis des<br />

Führers zu seinem Volk“, propagierte <strong>die</strong> „Autorität des Charisma“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,

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