Herman Nohl und die NS-Zeit
Herman Nohl und die NS-Zeit
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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />
Von der als positiv eingeschätzten Rolle der Hitlerjugend geht <strong>Nohl</strong> nun zur Darstellung<br />
des „deutschen Waldes“ über. Der deutsche Wald, das ist für ihn deutsche Freiheit, <strong>die</strong><br />
„deutsche Waldfreiheit“:<br />
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„Denn aus <strong>die</strong>ser deutschen Waldfreiheit, <strong>die</strong> so fremdartig aus unseren übrigen<br />
modernen Zuständen heraussieht, strömt ein tiefer Einfluss auf Sitte <strong>und</strong> Charakter<br />
aller Volksschichten. Kein Park oder Gartenanlage kann das ersetzen. Der Wald ist<br />
das großartigste Schutzgehege unserer eigensten volkstümlichen Gesittung, er ist uns<br />
heilig, weil er nicht gemacht ist, sondern gewachsen <strong>und</strong> weil er mehr gilt durch das,<br />
was er ist, als das, was er einträgt. Wir werden stumm in ihm, <strong>und</strong> <strong>die</strong> religiösen<br />
Kräfte erwachsen.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 43)<br />
Der Wald ist, so <strong>Nohl</strong>, „<strong>die</strong> Wurzel unserer mystischen Kraft, ohne <strong>die</strong> sich das Leben<br />
nicht lohnt“. (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 44) So endet <strong>die</strong>ses Kapitel <strong>und</strong> <strong>Nohl</strong><br />
wendet sich im dritten Kapitel des Teils I der Familie zu.<br />
Zum dritten Kapitel „Die Familie“: „Autorität, Zucht <strong>und</strong> Gehorsam“ <strong>und</strong> „wo es<br />
kein richtiges Hausregiment gibt, gibt es auf <strong>die</strong> Dauer keinen ges<strong>und</strong>en Staat“<br />
Nachdem <strong>Nohl</strong> bisher Platon zur Eugenik bemüht hat, nimmt er nun beim Thema<br />
Familie eine kritische Haltung zu Platon ein <strong>und</strong> greift in einem Atemzug <strong>die</strong> „humanistische<br />
Bildung“ überhaupt an. Es heißt zu Beginn <strong>die</strong>ses Kapitels:<br />
„Auch <strong>die</strong> Familie hat in unserer humanistischen Bildung nur eine geringe Rolle<br />
gespielt. Auch das war ein Erbstück aus der griechischen Antike, insbesondere von<br />
Plato, weniger aus der römischen Welt. In <strong>die</strong>ser humanistischen Bildung besteht<br />
kein Lebenszusammenhang zwischen der idealen Welt von Kunst <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> der Arbeitswelt des Hauses <strong>und</strong> den Sorgen der Familie.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung,<br />
1933/34, S. 44)<br />
Neben der humanistischen Bildung <strong>und</strong> Platon werden aktuelle geistige Bewegungen als<br />
Hemmnis für den Familiengeist angesehen:<br />
„Aber <strong>die</strong> geistigen Bewegungen, <strong>die</strong> dann einsetzten, <strong>die</strong> sozialistische, <strong>die</strong> Frauenbewegung,<br />
<strong>die</strong> Jugendbewegung, standen ihr wieder negativ gegenüber, weil sie <strong>die</strong><br />
Stellung der Frau <strong>und</strong> der Jugend verändern wollten <strong>und</strong> das zunächst nur auf Kosten<br />
der Familie erreichen konnten. Die Emanzipation der Frau musste ihren Blick<br />
<strong>und</strong> ihre Sehnsucht ebenso von der Familie weg richten wie <strong>die</strong> Emanzipation der<br />
Jugend (…).“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 45 f.)<br />
Dagegen führt <strong>Nohl</strong> nicht nur Pestalozzi <strong>und</strong> Fröbel ins Feld, sondern auch den <strong>NS</strong>-<br />
Frauenb<strong>und</strong>:<br />
„Die maßgebende Äußerung über das neue Frauenideal <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stellung der Frau<br />
im öffentlichen Leben ist <strong>die</strong> Schrift der Referentin für Frauenfragen im Reichsministerium<br />
des Innern Paula Siber von Grote, ‚Die Frauenfrage <strong>und</strong> ihre Lösung durch