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Herman Nohl und die NS-Zeit

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I. Gr<strong>und</strong>positionen <strong>und</strong> Hauptwerke<br />

tent er auch zeitweise war. 1908 habilitiert sich <strong>Nohl</strong> in Jena bei Rudolf Eucken mit<br />

einer kleinen Schrift (78 Seiten) über „Die Weltanschauungen der Malerei“. 11 In<br />

großem Umfang beschäftigt ihn zunächst <strong>die</strong> Herausgabe der theologischen Jugend-<br />

schriften Hegels. Später folgte eine große Edition der Schriften seines akademischen<br />

Lehrers Dilthey.<br />

Im Sommer 1915 wird <strong>Nohl</strong> zur Reichswehr eingezogen <strong>und</strong> nimmt bis 1918 als Teil<br />

der Besatzungsarmee in Belgien am Ersten Weltkrieg teil. 1919 gründet er <strong>die</strong> Jenaer<br />

Volkshochschule, ein Modell seiner Idee einer „Volkspädagogik“. 1920 wird er ordentlicher<br />

Professor an der Universität in Göttingen <strong>und</strong> belegt den Lehrstuhl für Philosophie,<br />

1922 wird er auf das dort neu geschaffene Ordinariat für Pädagogik berufen. 1937<br />

wird er „in Ehren“, wohl aber gegen seinen Willen im Alter von 57 Jahren vorzeitig<br />

emeritiert. 1943 wird er für einige Monate zur Fabrikarbeit eingezogen.<br />

Nach dem Ende der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> wird er in Göttingen erneut zum Professor ernannt, wo er das<br />

„Institut für Erziehung <strong>und</strong> Unterricht“ gründet. Er wird außerdem Herausgeber der neu<br />

gegründeten <strong>Zeit</strong>schrift „Die Sammlung“. 1953 wird er Ehrenbürger der Stadt Göttingen.<br />

<strong>Nohl</strong>s Lebenswerk umfasst <strong>die</strong> <strong>Zeit</strong>spanne vom Kaiserreich über <strong>die</strong> Weimarer Republik<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> bis hin zur Nachkriegszeit in der B<strong>und</strong>esrepublik. <strong>Nohl</strong> stirbt am<br />

27. September 1960 in Göttingen, nachdem er 1959 noch <strong>die</strong> Goethe-Plakette der Stadt<br />

Frankfurt am Main erhalten hatte. 12<br />

10<br />

* * *<br />

10<br />

Ohne hier auf das umfangreiche Werk von Friedrich Paulsen (1846–1908) eingehen zu können, sei<br />

festgehalten, dass seine Gr<strong>und</strong>these, an Fichte angelehnt, war, dass Juden nur dann gleichberechtigte<br />

Bürger werden könnten, wenn sie „aufhören, Juden sein zu wollen“ (Paulsen, Friedrich: System der<br />

Ethik. Mit einem Umriss der Staats- <strong>und</strong> Gesellschaftslehre, Band 1, 11./12. Auflage, Berlin 1921, S. 65).<br />

11<br />

<strong>Nohl</strong>, <strong>Herman</strong>: Die Weltanschauungen der Malerei. Mit einem Anhang über <strong>die</strong> Gedankenmalerei, Jena<br />

1908.<br />

12<br />

Zur Biographie <strong>Nohl</strong>s siehe:<br />

Geißler, Georg: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> (1879–1960), in: Scheuerl, Hans (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik, Band 2:<br />

Von Karl Marx bis Jean Piaget, 2. überarbeitete <strong>und</strong> um ein Nachwort ergänzte Auflage, München 1991,<br />

S. 225–240.<br />

Klafki, Wolfgang/Brockmann, Johanna-Luise: Geisteswissenschaftliche Pädagogik <strong>und</strong> Nationalsozialismus.<br />

<strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> <strong>und</strong> seine „Göttinger Schule“ 1932–1937. Eine individual- <strong>und</strong> gruppenbiografische,<br />

mentalitäts- <strong>und</strong> theoriegeschichtliche Untersuchung, Weinheim/Basel 2002.<br />

Klika, Dorle: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong> (1879–1960), in: Tenorth, Heinz-Elmar (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik.<br />

Band 2: Von John Dewey bis Paul Freire, München 2003, S. 123–151.<br />

Dollinger, Bernd: <strong>Herman</strong> <strong>Nohl</strong>, in: Dollinger, Bernd (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik. Die Bildung der<br />

modernen Gesellschaft, Wiesbaden 2006, S. 247–264.

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