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Herman Nohl und die NS-Zeit

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II. Publikationen in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong><br />

sondern ist Dienst am Leben der Nation. Je tiefer ein Glaube geht, umso senkrechter<br />

sucht er <strong>die</strong> Wahrheit.“ (<strong>Nohl</strong>: Vorlesung, 1933/34, S. 129 f.)<br />

Es ist gerade <strong>die</strong>ser „Zusatz“, <strong>die</strong>se „Ergänzung“, mit der sich <strong>Nohl</strong> als loyaler Unter-<br />

stützer des <strong>NS</strong>-Regimes vorstellt, der dennoch <strong>die</strong> „freie Geistigkeit“ im Rahmen <strong>die</strong>ser<br />

nationalen Loyalität einfordert. Und eher unvermittelt <strong>und</strong> überraschend angesichts der<br />

bisherigen Ausführungen <strong>Nohl</strong>s im Kontrast zur Haltung Jaspers in der <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> endet<br />

<strong>die</strong> ganze Vorlesung unter Berufung auf Karl Jaspers:<br />

„Wie Jaspers in seinem stolzen Büchlein über Max Weber 110 <strong>und</strong> sein vorbildliches<br />

deutsches Wesen im Forschen <strong>und</strong> Philosophieren einmal sagt: ‚Der Boden der geschichtlichen<br />

Gegenwart, des Willens <strong>und</strong> Glaubens wird nur rein, wenn er sich im<br />

Feuer grenzenlosen Wissenwollens festigt zu Wahrheit <strong>und</strong> Vernünftigkeit‘.“ (<strong>Nohl</strong>:<br />

Vorlesung, 1933/34, S. 130)<br />

Es ist realistisch zu vermuten, dass <strong>Nohl</strong> deutlich seine besondere Akzentsetzung der<br />

loyalen Unterstützung des <strong>NS</strong>-Regimes hier kontrastiert mit dem Anspruch, allumfas-<br />

send <strong>die</strong> großen Denker von Max Weber über Martin Heidegger bis Karl Jaspers, alle<br />

mit dem „vorbildlichen deutschen Wesen“, mit einzubeziehen in <strong>die</strong>ses große national-<br />

pädagogische Programm. Es ist <strong>die</strong> Einforderung des großen Bündnisses von deutschna-<br />

tionalen Teilen der deutschen Geisteswissenschaft mit den staatspolitischen nationalso-<br />

zialistischen Praktikern.<br />

3. „Die pädagogische Bewegung in Deutschland <strong>und</strong> ihre Theorie“<br />

(Vorwort <strong>und</strong> Nachwort 1935)<br />

Die im zweiten Teil der Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong> abgedruckten Teile aus der<br />

zweiten Auflage der „Pädagogischen Bewegung in Deutschland“ (1935) enthalten das<br />

eine Seite umfassende Vorwort <strong>und</strong> das neunseitige Nachwort. 111 Die Schrift als Ganzes<br />

wurde 1932 („vor dem nationalen Umbruch“, wie <strong>Nohl</strong> im Vorwort 1935 formuliert)<br />

verfasst, aber 1933 als Band 1 des „Handbuches der Pädagogik“ (der so genannte<br />

„Pallat“) veröffentlicht. Eine zweite Auflage folgte 1935 sowie dann 1949 eine dritte<br />

Auflage, in der der gesamte Text von 1935 einschließlich Vor- <strong>und</strong> Nachwort unverän-<br />

dert nachgedruckt <strong>und</strong> ein weiteres Nachwort von <strong>Nohl</strong> angefügt wurde. Im Vorwort<br />

von 1935 heißt es:<br />

110<br />

Jaspers, Karl: Max Weber. Rede bei der von der Heidelberger Studentenschaft am 17. Juli 1920<br />

veranstalteten Trauerfeier, Tübingen 1921.<br />

111<br />

[Dokumentation ad fontes <strong>Nohl</strong>: S. 369–378]<br />

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