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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Zum Schluß noch einmal die Frage, die zwar verschiedentlich gestellt, aber von niemand<br />

verneint wurde: ob ein Versuch, wie er mit Hoerschelmanns Flucht vor der Freiheit<br />

geschah, nicht doch aus Gründen <strong>des</strong> Takts <strong>und</strong> der Ehrfurcht vor dem toten Schauspieler<br />

zu unterbleiben habe. Ich glaube, eine solche Frage kann nur derjenige aufwerfen, der<br />

auch bereit ist, die Antwort für alles erhaltene Material an Ton- <strong>und</strong> Filmaufzeichnungen<br />

verstorbener Künstler gelten zu lassen oder als einziges Kriterium anzuerkennen: ob die<br />

Intention Georges in dem neuen Ensemble, in das er gestellt wurde, ungeschmälert zur<br />

Geltung kommt.<br />

Im übrigen stelle man den Vorgang unter den Gesichtspunkt der Hörspieldefinition, wie<br />

sie gegeben wurde. Ein Hörspiel ist ein Werk, das von überallher genommene, bis dahin<br />

isolierte oder in anderen Zusammenhängen stehende akustische Daten durch die Kraft<br />

von Autor <strong>und</strong> Regisseur <strong>und</strong> mit den elektrischen Mitteln der R<strong>und</strong>funktechnik zu einer<br />

neuen eigenen Wirklichkeit zusammenbaut. Die Daten dürfen keine andere als akustische<br />

Realität besitzen, aber ob Wort oder Geräusch oder Musik, von Instrumenten, von<br />

Stimmbändern, aus synthetischer Erzeugung oder von Tonträgern – alles gilt dabei gleich<br />

viel. Was spräche also dagegen, auch eine fertige, auf der Schallplatte fixierte<br />

Darstellerleistung in einen neuen akustischen Zusammenhang hinüberzunehmen?<br />

MONOLOGHÖRSPIELE<br />

Überblickt man den ersten Abschnitt der Hörspielgeschichte bis zum Krieg, so scheint<br />

sich folgen<strong>des</strong> abzuzeichnen: Begeisterung, die mehr oder weniger dilettantisch ist,<br />

beherrscht bis 1928 das Feld. Die beiden Jahre 1929 <strong>und</strong> 1930 bringen zwar schon<br />

theoretische Bedenken, aber mit dem frischen Interesse zahlreicher Autoren von Rang<br />

auch einen fruchtbaren Schwung: erstes Gelingen durch beherzten, schöpferischen<br />

Zugriff. Danach werden viele wieder zaghafter <strong>und</strong> halten sich zurück. Nur diejenigen, die<br />

sich vornehmen, das Spiel, statt mit bloßem Elan, methodisch zu versuchen, bleiben am<br />

Ball.<br />

Allerdings läßt zugleich, mit dem Ende der zwanziger Jahre, auch auf anderen<br />

künstlerischen Gebieten die bisherige Leichtigkeit nach. In Deutschland beginnt 1930 die<br />

hektische Politisierung, die alle freien Durchblicke verstellt, alle Akzente verlagert, die<br />

Katastrophe vorbereitet. Doch mag es weniger daran gelegen haben, daß die<br />

Hörspielentwicklung schließlich langsamer <strong>und</strong> schwieriger vonstatten ging: die Autoren<br />

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