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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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In den Anfangsjahren faszinierte alle, die das neue Instrument aktiv oder passiv<br />

gebrauchten, an ihm erst einmal nur die nahezu grenzenlose Möglichkeit, akustische<br />

Vorgänge zu verbreiten <strong>und</strong> sie beliebig oft zu vervielfältigen – so oft, wie<br />

Empfangsapparate im Ausstrahlungsbereich eingeschaltet wurden. Bei solchen<br />

akustischen Vorgängen handelt es sich selbstverständlich immer um Formen <strong>und</strong> Inhalte,<br />

die es außerhalb <strong>des</strong> R<strong>und</strong>funks längst gab, deren Kenntnisnahme aber bisher eine<br />

örtliche Anwesenheit voraussetzte. Insofern war der R<strong>und</strong>funk bloßes<br />

Reproduktions<strong>mittel</strong>, er reproduzierte den Klang von irgend etwas, was in der Ferne – im<br />

Funkhaus oder anderwärts – geschah, an einem neuen Ort, vielleicht in der Stube <strong>des</strong><br />

Hörers. Damit wurde nichts geschaffen, sondern nur etwas nachgebildet <strong>und</strong> wiederholt,<br />

um die leibhafte Anwesenheit <strong>und</strong> den un<strong>mittel</strong>baren Kontakt mit den irgendwo original<br />

vorhandenen, vorwiegend akustischen Realitäten unnötig zu machen. So ersetzten<br />

Gottesdienstübertragung oder R<strong>und</strong>funkandacht Kirchenbesuch, Nachrichten<br />

Zeitungslektüre, Schulfunk Unterrichtsdemonstrationen, aktuelle Übertragungen Außer-<br />

Haus-Gehen <strong>und</strong> so fort. In dieser Hinsicht erscheint das Instrument als allumfassen<strong>des</strong>,<br />

allgegenwärtiges Informations<strong>mittel</strong>, als universale Volkshochschule für Millionen – <strong>und</strong><br />

zwar als Volkshochschule, die ihr akustisches »Anschauungsmaterial«, unter anderm die<br />

gesamte Musik, die gesamte Weltliteratur <strong>und</strong> das Theater aller Zeiten, stets<br />

gebrauchsfertig zu Demonstrationszwecken mit sich führt. So, von <strong>seiner</strong> bloßen<br />

Reproduktionsmöglichkeit her, hat man den R<strong>und</strong>funk während seines ersten Jahrzehnts<br />

fast ausschließlich verstanden.<br />

Auch auf der »Sendebühne« reproduzierte man zuerst, <strong>und</strong> noch über Jahre hin,<br />

Dramentexte nur etwa wie Lesungen mit verteilten Rollen. Die Szenenangaben wurden<br />

dabei von einem besonderen Sprecher mitverlesen, ein Gongschlag war das Signal für<br />

Schauplatzwechsel. Überhaupt waren Gongs anfangs in allen Zimmern <strong>und</strong> Sälen der<br />

Funkhäuser min<strong>des</strong>tens so häufig wie in fernöstlichen Tempeln, sie schienen für die<br />

akustische Verdeutlichung unentbehrlich. Heute sind sie in den Requisitenkammern.<br />

Schon hier ist klar, wo die Grenzen der Funkreproduktion liegen: nur solche Vorgänge<br />

können übertragen werden, bei denen das Hörbare eindeutig überwiegt, bei denen zum<br />

Verständnis nicht unbedingt auch etwas Sichtbares vorausgesetzt wird. Schon bei der<br />

Übernahme einer Oper ergeben sich Schwierigkeiten, <strong>und</strong> das Sprechtheater ist mit<br />

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