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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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zu sein scheint. Am eindrucksvollsten aber ist <strong>des</strong> Helden Dialog mit seinem Motor, dem<br />

er wie einem guten Pferdchen zuredet <strong>und</strong> der durch sein brausen<strong>des</strong> Geräusch Antwort<br />

gibt: min<strong>des</strong>tens Ansatz zu einer großartigen Hörspielszene! Überhaupt ist das Ganze<br />

stellenweise bezwingend suggestiv – nicht nur wegen <strong>des</strong> an sich faszinierenden<br />

historischen Ereignisses, das damals aus zeitlicher Nähe noch mehr faszinierte, sondern<br />

weil durch die Brechtsche Sprachkraft, deren Einfachheit immer halb naiv halb klassisch<br />

wirkt, einsamer Mut <strong>und</strong> einsame Tat beschworen werden.<br />

Aber gerade die Wirkung jener heroischen Einsamkeit im Handeln <strong>und</strong> Leiden, die der<br />

Dichter Brecht hervorbringt, will der Theoretiker Brecht nicht, obwohl sie doch das Thema<br />

seines Gedichts zu sein scheint. Er fügt dem Abdruck <strong>des</strong> Lehrstücks in den Versuchen<br />

Erläuterungen bei, in denen er u. a. die erste Aufführung in Baden-Baden beschreibt.<br />

Falsch, so meint er, wäre es, wenn das Werk die Hörer dazu veranlaßte, »sich durch<br />

Hineinfühlen in den Helden von der Masse zu trennen«. Das Kunstprinzip gilt nichts, »das<br />

disziplinierende« pädagogische Prinzip im Interesse »kollektiver Erziehung zur Freiheit«<br />

gilt alles. Mit grausiger Pedanterie erklärt Brecht: »Der Flug der Lindberghs hat keinen<br />

Wert, wenn man sich nicht daran schult. Er ist ein Lehrgegenstand.« Und dann erfindet er<br />

ein groteskes Rezept:<br />

Er schlägt vor, alles außer der Lindberghstimme (also »die Gesänge der Elemente, die<br />

Chöre, die Wasser <strong>und</strong> Motorengeräusche usw.«) zusammenzufassen, »was am besten<br />

durch einen Apparat geschieht«, durch »Das Radio«. Demgegenüber steht dann der<br />

Lindberghpart als der »pädagogische Teil«, die »Übung«. »Auf diese Weise entsteht eine<br />

Zusammenarbeit zwischen Apparat <strong>und</strong> Übenden, wobei es mehr auf Genauigkeit als auf<br />

Ausdruck ankommt.« Der Lindberghtext ist »mechanisch zu sprechen«, der übrige, nur<br />

»abgehörte Teil ist mechanisch mitzulesen«.<br />

Wie Brecht auf diese seltsame Gegenüberstellung <strong>und</strong> zugleich Zusammenwirkung von<br />

Radioapparat <strong>und</strong> Hörendem gekommen ist, bliebe unbegreiflich, erinnerten wir uns nicht<br />

noch an jenen bereits erwähnten, jahrelangen Versuch aus der Frühzeit <strong>des</strong> R<strong>und</strong>funks,<br />

der bei der »Deutschen Welle« erfolgte: »Musizieren mit unbekannten Partnern«. Da<br />

wurden Kammermusikstücke fragmentarisch gesendet <strong>und</strong> sollten vom R<strong>und</strong>funkhörer zu<br />

Hause, mit dem eigenen Instrument gegen »Das Radio« konzertierend, vervollständigt<br />

werden. Die Sendung, deren Titel <strong>und</strong> Gebrauchsanweisung in jedem Radio-<br />

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