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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Die erste Periode der großen Volksbildungsbegeisterung wirkte durch das, was sie<br />

geschaffen hatte, noch weit in die zweite, demagogische Periode hinein, aber die zweite<br />

warf auch schon seit 1932, als der Machtkampf in den Funkprogrammen mit Vorträgen<br />

extremer Politiker <strong>und</strong> dem Einzug der Staatskommissare spürbar wurde, ihre Schatten<br />

über die erste. Nach dem Ende der Bankrotteure, die im R<strong>und</strong>funk nichts erfanden als den<br />

Gemeinschaftsempfang, dafür aber vieles, darunter auch das Hörspiel, zugr<strong>und</strong>e<br />

richteten, kehrte der Verfasser Ende 1948 (als einer der vielen Beckmänner – allerdings<br />

erst anderthalb Jahre nach dem Eintreffen <strong>des</strong> richtigen Unteroffiziers Beckmann im<br />

Hamburger Sender) aus Rußland zurück. Wieder war er drei Jahre als R<strong>und</strong>funkkritiker –<br />

an einer selbstgegründeten Korrespondenz – tätig. Dann übernahm er 1951 die<br />

Hamburger Hörspielabteilung, die im dritten Abschnitt der R<strong>und</strong>funkgeschichte ein<br />

Mittelpunkt der Hörspielentwicklung war, <strong>und</strong> von der seit Eichs Träumen die meisten der<br />

inzwischen bekannt gewordenen Texte zuerst aufgeführt worden sind.<br />

Das Hörspiel aber wurde nach dem zweiten Weltkrieg – neben den Nachtprogrammen –<br />

der Mittelpunkt der Programmentwicklung. Denn nicht die Macht <strong>und</strong> die Reichweite, nicht<br />

die Möglichkeit, zu Millionen zu sprechen, bestimmten in diesem dritten Zeitabschnitt die<br />

Bemühungen, sondern im Gegenteil: statt quantitativer Wirkung suchte man qualitative,<br />

suchte Intensität <strong>und</strong> Eindringlichkeit, auf allen Gebieten. Durch die Einführung <strong>des</strong> UKW-<br />

Funks wurden die musikalischen Möglichkeiten verbessert, durch Nachtstudios, Features<br />

<strong>und</strong> Dritte Programme, wie es sie bei uns vorher in dieser Form nicht gab, auch die<br />

dialektischen verfeinert <strong>und</strong> ausgenutzt. Kurz: alle wesentlichen Sendetypen waren darauf<br />

eingestellt, nicht die große Masse zu beeinflussen, sondern den vielzitierten »Einzelnen in<br />

seinem Kämmerlein« ins Gespräch zu ziehen. Es ging um Wahrheit <strong>und</strong> Menschlichkeit.<br />

Daß gerade auch die Hörspielkunst davon Gewinn hatte, daß sie in dieser Zeit ihre<br />

eigenwilligsten Formen entwickelte, ist nicht überraschend.<br />

Inzwischen hat aber eine vierte Periode der R<strong>und</strong>funkgeschichte begonnen – nicht nur,<br />

weil das Fernsehen dem R<strong>und</strong>funk die Rolle als größtes Kommunikations<strong>mittel</strong><br />

abgenommen hat, sondern auch, weil sich gleichzeitig wiederum ein politischer Wandel<br />

zu vollziehen scheint. Wohin der neue Machtkampf führt, was der Verlust an Hörern für<br />

den R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> das Hörspiel auf die Dauer bedeutet (bisher sind etwa die Hälfte<br />

abgewandert, es werden weitere folgen, doch Millionen werden bleiben): darüber sind<br />

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