05.02.2013 Aufrufe

theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

vielleicht gar Kellerteile, die im unbegehbaren Dunkel liegen, zugemauert wurden –,<br />

stehen Taschenlampen <strong>und</strong> Talglichte nicht mehr in hohem Ansehen.<br />

Natürlich gilt, was damit über das Feature gesagt ist, ähnlich auch für das Hörspiel <strong>und</strong><br />

jede künstlerische <strong>und</strong> geistige Produktion. Überall ist Saturiertheit der Feind der<br />

Fruchtbarkeit. Doch bleiben im Hörspiel darüber hinaus noch immer die menschlichen<br />

Stoffe, <strong>und</strong> hier ist dann auch eine andere Aggressivität: der Mensch wird in seinem<br />

existentiellen Betroffen-Sein aufgerufen, das Politische ist subsumiert.<br />

Immerhin: in den guten Jahren <strong>des</strong> Features zwischen 1947 <strong>und</strong> etwa 1955 hat das<br />

Hörspiel von der temperamentvollen <strong>und</strong> lebenstüchtigen, mehr journalistischen<br />

Schwesterform vielerlei wichtige Impulse erhalten, besonders formal <strong>und</strong> methodisch.<br />

Noch mehr als vorher kam es vom Vorbild <strong>des</strong> Theaters frei <strong>und</strong> lernte, mit noch größerer<br />

Leichtigkeit szenische Struktur aufzugeben, Mosaiktechnik <strong>und</strong> pointillistische Virtuosität<br />

anzunehmen. Die einzelnen Points wurden immer winziger, am Ende kaum mehr<br />

unterscheidbar, <strong>und</strong> die Kunst der Blende wurde zu einer Freiheit der Modulation<br />

entwickelt, bei der, um Begriffe aus der musikalischen Harmonielehre zu gebrauchen,<br />

statt feststellbarer harmonischer Zusammenhänge nur noch chromatische Durchgänge<br />

erfolgten. Aber auch inhaltlich: die Versuche der Featureautoren, direkt auf die Zeit<br />

einzuwirken, haben die Hörspielschreiber in ähnlicher Richtung ermutigt, haben ihnen den<br />

Weg freigemacht <strong>und</strong> sie dann gleichfalls in die aktuelle Problematik noch weiter<br />

hineingestoßen.<br />

So ist die Hörspielentwicklung seit dem Krieg, vor allem im ersten Jahrzehnt, ohne<br />

wenigstens eine Andeutung der Geschichte <strong>des</strong> Features nicht erschöpfend darzustellen,<br />

wie auch das Feature nur verständlich ist als ein Zweig am großen Stamm <strong>des</strong> Hörspiels.<br />

EIN HÖRSPIEL, DAS KEINES SEIN WILL<br />

Das Aufkommen <strong>des</strong> Features war im Jahr 1947 nur einer von drei Vorgängen, die eine<br />

Hörspielgeschichte notieren muß. Etwa gleichzeitig geschah – überraschend <strong>und</strong> von<br />

niemandem vorbereitet oder auch nur geahnt – als zweites Ereignis, daß ein fertiges<br />

Hörspiel auftauchte, bevor es eine Hörspielkunst im Nachkriegsdeutschland überhaupt<br />

wieder gab: Draußen vor der Tür. Danach erst begann – drittens – die dramaturgische<br />

Aktivität bei den Hörspielabteilungen der Sender, die freilich jahrelang noch nicht viel<br />

218

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!