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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den kriminalistisch-menschlichen Vordergr<strong>und</strong>ereignissen sollte das<br />

eigentliche Thema bilden. Ein deutscher Emigrant, der 1946 nach Paris zurückkehrt,<br />

findet im Safe der Bank von Frankreich den hinterlegten Schmuck <strong>seiner</strong> 1940 bei der<br />

Flucht aus Paris umgekommenen Frau nicht mehr vor. Ermittlungen nach dem Dieb<br />

führen über den Nürnberger Gerichtshof durch das Chaos der Nachkriegszeit. Als es<br />

gelingt, in das Labyrinth der Vergangenheit einzudringen, steht Recht gegen Recht. Die<br />

Friseurwitwe Traute Finow, die in der Konjunkturzeit um 1930 reich <strong>und</strong> durch den Betrug<br />

einer französischen Firma auch gleich wieder bettelarm geworden war, hat seitdem ihr<br />

Leben zu einem unaufhörlichen Prozeß gemacht, den sie sofort wieder aufnimmt, als sie<br />

1948 aus dem tschechischen Konzentrationslager entlassen wird. Neben ihr steht als<br />

gleich wichtige Figur ein Gerichtsvollzieher, der vierzig Jahre lang in Treu <strong>und</strong> Redlichkeit<br />

seines Amtes gewaltet hat <strong>und</strong> dem im Bombenuntergang Berlins eine Verantwortung<br />

zufällt, der er nicht gewachsen ist.<br />

Mönnichs umfangreiches Zeitpanorama, dem inzwischen noch ein weiteres mehrteiliges<br />

Stück <strong>des</strong> Autors, Der vierte Platz, folgte, bildet den Übergang zum politischen <strong>und</strong><br />

satirischen Hörspiel. Es gab die Anregung, mit zwei jungen österreichischen Autoren,<br />

Franz Hiesel <strong>und</strong> Gerhard Fritsch, etwas ähnliches für die Geschichte <strong>des</strong> Donaustaats zu<br />

versuchen. Die Reise nach Österreich ist vielleicht die bisher eleganteste der Reihen,<br />

denn der Wiener Tradition ist die Mischung aus Ironie <strong>und</strong> tieferer Bedeutung, aus Weinen<br />

<strong>und</strong> Lachen, aus anekdotischem Spaß <strong>und</strong> geschichtlichem Schicksalsernst schon von<br />

Nestroy her vertraut. Die Fabel ist einfach. Sie erzählt wie eine Amerikanerin, die einen<br />

österreichischen Grafen geheiratet hat, aus Mißtrauen <strong>und</strong> Legitimitätssucht ihren sich<br />

sträubenden Ehegatten zwingt, mit ihr nach Österreich zu reisen. Sie will, daß er sie dort<br />

von <strong>seiner</strong> Vergangenheit überzeugt, woraus sich natürlich auch ein Nachspionieren<br />

hinter seinem Rücken entwickelt. Dabei ergeben sich Begegnungen mit der<br />

österreichischen Geschichte bis hin zum Prinzen Eugen. Als die bedauernswerte Frau<br />

endlich das (unfreiwillige) Hochstaplertum ihres Gatten entdeckt, ist der Witz der, daß sich<br />

die Wirklichkeit weder in Österreich noch in Amerika darum kümmert: sie bleiben Grafen.<br />

Die bedeutendsten Wiener Volksschauspieler, Leopold Rudolf, Joseph Meinrad, Hugo<br />

Gottschlich, Lotte Lang <strong>und</strong> viele andere, haben sich unter Gerlach Fiedler in Wien an der<br />

Inszenierung dieses österreichischen Schicksals beteiligt, das selbst bei der Darstellung<br />

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