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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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dreißiger Jahren noch einigermaßen unangefochten Bestand haben. So werden laufend<br />

weitere alte Hörspieltexte dem Publikum vorgeführt, um ihre Repertoire-Eignung zu<br />

überprüfen:<br />

Döblins gleichnamiges Hörspiel nach seinem großen Roman Berlin Alexanderplatz,<br />

<strong>des</strong>sen Funkfassung der Dichter selbst, wahrscheinlich gemeinsam mit dem Regisseur<br />

der »Berliner Funkst<strong>und</strong>e« Max Bing, vielleicht auch unter Mitarbeit Heinrich Georges<br />

hergestellt hat, ist nicht als Manuskript, sondern nur in einer – einigemale zur<br />

Nachtprogrammzeit wiederholten – Schallaufzeichnung (vermutlich von 1930) erhalten.<br />

Da der Plattensatz unerträglich abgespielt <strong>und</strong> zerkratzt ist, ist die Wirkung <strong>des</strong> Ganzen<br />

schwer abzuschätzen. Nur Schönheiten im Detail prägen sich ein: unvergeßlich vor allem<br />

Georges Darstellung <strong>des</strong> Biberkopf, bei der der seltene Fall eingetreten ist, daß ein<br />

Schauspieler mit <strong>seiner</strong> Rolle identisch wird. Da das Werk die einzige erhaltene<br />

R<strong>und</strong>funkarbeit <strong>des</strong> so r<strong>und</strong>funkbegeisterten Döblin ist, da es über die dramaturgische<br />

Praxis <strong>und</strong> die Aufführungspraxis der Frühzeit einigermaßen Auskunft gibt <strong>und</strong> da sein<br />

Text außerdem vom Romantext in einigen Punkten abweicht, wurde er kürzlich<br />

nachstenographiert. Was die Übertragung eines »Laut«bil<strong>des</strong> in ein Schriftbild bedeutet,<br />

ist dabei sogar denen noch einmal erschreckend klar geworden, die auf große<br />

Schwierigkeiten gerechnet hatten. Wolfgang Weyrauch hat sich der Mühe unterzogen,<br />

den Text wiederherzustellen, ihn zu ergänzen, wo er unverständlich geworden war, <strong>und</strong><br />

ihn zu korrigieren, wo offensichtliche Irrtümer <strong>und</strong> Fehler (durch die Erregung der Live-<br />

Sendung, bei der die Platten aufgenommen wurden) eingetreten zu sein scheinen. Nun<br />

wird trotz <strong>des</strong> belastenden Vorbilds einer unwiederbringlichen Besetzung im Herbst 1962<br />

versucht, die Zeitbeständigkeit <strong>des</strong> Werks mit einer Neuinszenierung von Hans Lietzau zu<br />

erproben.<br />

Von Hans Kysers Napoleon-Triologie Der letzte Akt (seltener Fall historischer Hörspiele!)<br />

ist als Abdruck im ersten Jahrgang von Rufer <strong>und</strong> Hörer nur der mittlere Teil erhalten:<br />

Ankommt eine Depesche ∗ . Auch von <strong>des</strong> Autors Sokrates-Hörspielen existiert nur noch<br />

eines, der Prozeß Sokrates, nach Hermann Pongs’ auch durch die Stuttgarter Reprise<br />

erhärteter Meinung nicht das beste. Pongs urteilt 1929 sehr treffend: »Die Massenstimme<br />

als charakterlose Volksstimme ist in wirksamen öffentlichen Gerichtsszenen ironisch<br />

∗ Während der Drucklegung wurden der erste <strong>und</strong> dritte Teil aufgef<strong>und</strong>en.<br />

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