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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Und ich nehme hier Erfahrung für mich in Anspruch, denn gerade beim Unterhaltungsspiel<br />

müssen sich die aktive Dramaturgie <strong>und</strong> der Dramaturg als Berater <strong>des</strong> Autors<br />

mitbewähren. Dafür als Abschluß <strong>des</strong> Kapitels über das Unterhaltungshörspiel ein paar<br />

Beispiele komplizierterer Art, aus denen man auch eine Vorstellung davon gewinnen<br />

kann, was das Risiko der Dramaturgie bedeutet.<br />

Gemeint sind Hörspiele in mehreren Fortsetzungen, die bei den Hörern als besonders<br />

reizvolle Form von Unterhaltungssendungen gelten. Wenn es sich hier um Bearbeitungen<br />

nach bewährten epischen oder dramatischen Vorlagen handelt, deren Erfolg in der Urform<br />

bereits eine gewisse Sicherheit gewährleistet, ist kein besonderer Mut <strong>des</strong> Dramaturgen<br />

nötig, erst recht nicht, wenn es, wie meist, um importierte Manuskripte geht, die nur zu<br />

übersetzen sind. Bei neuen <strong>und</strong> originalen Stoffen dagegen ist ein Absprung erforderlich,<br />

der viel Instinkt <strong>und</strong> Entschlossenheit voraussetzt. Denn von der Planung bis zur Sendung<br />

dauert die Arbeit oft r<strong>und</strong> zwei Jahre, <strong>und</strong> schon das Manuskript ist so kostspielig, daß<br />

jede Planung auch zum Gelingen führen muß.<br />

So erklärt es sich, daß in Deutschland zeitweilig überhaupt keine Versuche solcher Art<br />

unternommen worden sind. Auch Kriminalserien wurden gr<strong>und</strong>sätzlich importiert. Sie sind<br />

übrigens eine dramaturgische Aufgabe eigener Art, deren Erörterung hier übergangen<br />

werden soll, nur eine muß erwähnt werden: Robeckers Gestatten, mein Name ist Cox.<br />

Fast ganz deutscher Provenienz (nur die erste Fabel wurde von dem Engländer Malcom<br />

F. Brown angeregt), wurde sie im November 1952 der schlechthin sensationellste<br />

Hörspielerfolg aller Zeiten: mehr als die Hälfte der Hörer <strong>des</strong> Sendegebiets schalteten<br />

sich auf sie ein. Leider wurden die zahlreichen Fortsetzungsserien <strong>und</strong> auch die Fernseh-<br />

<strong>und</strong> Filmversion, wie üblich, immer schwächer. Immerhin erfüllte auch Cox ursprünglich<br />

das Märchen-Modell: nicht eine einzige Leiche am Schluß, Reiz <strong>und</strong> Rätsel die Figur <strong>des</strong><br />

Detektivs, der mit einer w<strong>und</strong>erlichen Wirklichkeit (<strong>und</strong> die Wirklichkeit mit ihm)<br />

phantastisch <strong>und</strong> lustig spielt.<br />

Die gelungene Arbeit gab den Mut zu gewichtigeren Versuchen mit Reihenhörspielen.<br />

1955 schrieb Horst Mönnich die fünfteilige Prozeßakte Vampir, bei der der kriminalistische<br />

Anlaß nur mehr Vorwand war. In Wirklichkeit sollten zwei Jahrzehnte politischer<br />

Geschichte Europas – von etwa 1930 bis 1950 – wie eine Rückprojektion hinter der<br />

äußeren Handlung ablaufen, die dynamische Spannung zwischen dem geschichtlichen<br />

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