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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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etwas anderes außerhalb der Bühne meinen: Satire als Mittel, offene Form, explosive<br />

Wirkung! Hil<strong>des</strong>heimers Form ist immer ganz in sich geschlossen, ganz ohne solchen<br />

Anruf, wie er uns bei Dürrenmatt über die Rampe hinweg erreicht.<br />

Der geniale Schiller sagt über das Verhältnis <strong>des</strong> Dramatikers zum »spottenden<br />

Satiriker«: »Jener zeigt also durch beständige Erregung, dieser durch beständige<br />

Abwehrung der Leidenschaft seine Kunst; <strong>und</strong> diese Kunst ist natürlich auf beiden Seiten<br />

um so größer, je mehr der Gegenstand <strong>des</strong> einen abstrakter Natur ist <strong>und</strong> der <strong>des</strong> andern<br />

zum Pathetischen neigt.«<br />

Überflüssig zu sagen, daß bei Dürrenmatt das »Pathetische« fast nur ironisch verwendet<br />

wird. Überflüssig vielleicht auch, darauf hinzuweisen, wie, im Gegensatz zu dem<br />

vollkommen gegenständlichen Hotelzimmer <strong>des</strong> Überhemingway <strong>und</strong> der konkreten<br />

Landschaft, die inklusive Rosenbeet im Garten <strong>und</strong> Seehintergr<strong>und</strong> mitspielt, bei<br />

Hil<strong>des</strong>heimer Garten <strong>und</strong> Höhle trotz wiederholter, freilich widerspruchsvoller<br />

Beschreibung gänzlich irreal wirken: alle Vorgänge, ebenso die beiden Figuren nur wie<br />

Positionen eines von aller Wirklichkeit abstrahierenden Experiments.<br />

Es ist hier nicht die Aufgabe, zu zeigen, wie weit die Herkunft von der <strong>und</strong>ramatischen,<br />

»spottenden Satire« sich auch beim Dramatiker Hil<strong>des</strong>heimer nachweisen läßt, es liegt<br />

übrigens ziemlich zutage. »Absurd« kann man Hil<strong>des</strong>heimers Schreibart jedenfalls nur<br />

dann nennen, wenn man diesen Begriff im Sinne Nietzsches anwendet, der ihn im<br />

Nachlaß der achtziger Jahre nicht dionysisch-dramatisch, sondern apollinisch verstanden<br />

wissen will: »Sein Leben zwischen zarten <strong>und</strong> absurden Dingen verbringen; der Realität<br />

fremd; halb Künstler, halb Vogel <strong>und</strong> Metaphysikus; ohne Ja <strong>und</strong> Nein für die Realität, es<br />

sei denn, daß man sie ab <strong>und</strong> zu in der Art eines guten Tänzers mit den Fußspitzen<br />

anerkennt.«<br />

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